Abschied nehmen will in der Regel niemand. Weder im Familienkreis noch bei Freunden, geschweige denn in der Parallelwelt Fußball. Nun denn, an diesem Samstag kommt gleich eine Ladung Trennungen auf diejenigen zu, die es mit dem runden Leder halten. Da wären auf der einen Seite die Dortmunder, die Marco Reus nach zwölf Jahren Vereinszugehörigkeit Lebewohl sagen. Auf der anderen sagen die Madrilenen nach zehn Jahren Toni Kroos „adiós“, doch der mit Abstand folgenschwerste Abschied betrifft nicht nur Deutsche und Spanier, sondern die gesamte Riege an Fußballbegeisterten in Europa. Nach dem Finale in Wembley heißt es nämlich: Servus, gute alte Champions League!
Ab kommender Saison tritt bekanntermaßen das neue Format der Königsklasse in Kraft. Die Kritik war wie bei sämtlichen Ideen, die die Strippenzieher hinter dem Multimillionengeschäft insbesondere in den vergangenen Jahren so hatten, erwartungsgemäß groß. Und auch gewissermaßen berechtigt. Schließlich verfolgt die Reform des Hochglanzprodukts im europäischen Clubfußball dieselben Interessen wie seinerzeit die Einführung von Conference League, Nations League und der auf bis zu 48 Nationalmannschaften aufgepumpten WM, die ab 2026 stattfindet: Geld. Mehr Teams, mehr Spiele, mehr Einnahmen für alle – und im Falle der Champions League die elegante Antwort auf die Super League.
Zur Erinnerung: Vor rund drei Jahren kamen Real Madrids Oberbefehlshaber Florentino Pérez und seine nicht minder mächtigen Kollegen von FC Barcelona, Juventus Turin & Co. auf die Idee, einen Wettbewerb von und für Superreiche ins Leben zu rufen, da sie den Hals durch die Champions League allem Anschein nach noch nicht voll genug haben. Das Vorhaben scheiterte grandios – und zwar nicht nur, weil besagte Super League den im Sport essenziellen Wettbewerbscharakter völlig aus den Angeln gehoben hätte, sondern weil zwölfmal Bayern-Real in einer Saison so wie siebenmal Pizza die Woche ist: irgendwann mal fad!
Nun also die neue Königsklasse. Grib zusammengefasst funktioniert sie wie folgt: 36 statt 32 Teams, Ligamodus statt Gruppenphase, die 16 Besten kommen ins Achtelfinale. 225 statt wie bisher 125 Mal Anpfiff, mehr Geld für die Reichen, die den Weg zu den Fußballfestspielen im Falle einer schwachen Ligasaison auch über den Clubkoeffizienten (siehe BVB) gehen können, und weniger Geld für die Armen. Grund genug also, den Fernseher auszuschalten. Doch das wird nicht geschehen. Denn anders als bei Nations League & Co. passieren spätestens ab dem Viertelfinale wieder fantastische Dinge, wie man in dieser Saison erneut gesehen hat. Wer will das schon verpassen? Niemand. Deswegen nimmt hier niemand Abschied. Und die UEFA weiß das.