Gibt alles: Sané, mit dem Vertragsgespräche laufen. © IMAGO
Wer zieht mit? Diese Frage wird der neue Bayern-Trainer Vincent Kompany seinen Profis stellen – er fordert 100 Prozent, von jedem und jeden Tag. © IMAGO
Ist im Fokus: Gruda, ein Mainzer bald in München? © IMAGO
München – Vincent Kompany hat es angekündigt: Am Wochenende stand Urlaub an. Dass an den letzten ruhigen Tagen Dinge passiert sind, die den neuen Trainer des FC Bayern indirekt betreffen, wird dennoch bei ihm angekommen sein. Da wäre zum einen der Triumph von Carlo Ancelotti in Wembley gewesen, der die Serie der in der Königsklasse siegreichen Ex-Bayern-Trainer Thomas Tuchel (2021), Ancelotti (2022) und Pep Guardiola (2023) ausgebaut hat. Und da wäre auch noch eine nicht ganz unerhebliche Umfrage des „kicker“ veröffentlicht worden, in der sein Vorgänger Tuchel im Ranking der enttäuschenden Bundesliga-Trainer auf den unrühmlichen dritten Platz gewählt wurde. Beide Ereignisse sprechen eine Sprache: Im Moment spielen andere die erste Geige – also bitte besser machen!
Kompany hat sich bei seinem Antrittsbesuch in München betont entspannt gegeben, nahbar, cool, und er hat betont, dass Druck ihm nichts ausmache. Trotzdem weiß er genau, was Präsident Herbert Hainer im Vereinsmagazin „51“ betont: „Titellose Spielzeiten dürfen kein Dauerzustand werden.“ Dass 2025 das Finale dahoam 2.0 in der Allianz Arena ansteht, macht die Aufgabe nicht kleiner, Kompanys Mechanismen müssen daher schnell greifen.
Die Theorie, wie er den FC Bayern wieder national und international zu einem Topfavoriten machen will, hat er längst parat, sie muss ab sofort mit Leben gefüllt werden. Es laufen Gespräche in alle Richtungen, der Tenor passt zu den Gedanken der Bosse: Es sind Arbeiter gesucht, leidenschaftliche Kicker, die für den Verein alles geben. „Ich will mein Team eine Botschaft aussenden lassen, die nicht normal ist“, sagt Kompany in einem Videoportrait – und erklärt, welche Fragen für ihn essentiell sind. „Kann man als einzelner gut sein, aber gleichzeitig auch das beste Team sein? Talentiert, aber auch am härtesten arbeitend?“ Erst wenn das gelingt, sagen die Leute: „Hey, das ist etwas, das nicht normal ist.“ Sein Blick geht wenig zurück: „Ich will ein neues Kapitel schreiben.“ Und der Appell an seine Spieler ist deutlich: „Wenn sie jeden Tag alles geben, haben wir eine große Chance, wieder ein Spitzenteam zu sein.“ Wer nicht mitzieht, kann gehen.
Hört man Kompany – geboren in einer sportlichen Familie („wussten schon immer, dass wir hart arbeiten müssen“), geprägt in harten Zeiten („meine Mutter starb, meine Schwester hatte Krebs“) – sprechen, weiß man, warum Max Eberl und Co. im persönlichen Gespräch schnell von ihm überzeugt waren. Der Mann steht für seine Philosophie ein, fördert gerne, fordert aber auch viel. Und es ist nur logisch, dass der Bayern-Kader gerade genau unter dieser Prämisse beäugt wird. Einen radikalen Umbruch verlangt Kompany nach Informationen unserer Zeitung nicht, aber er braucht 100 Prozent von jedem – und ein paar Bausteine, um seinen im 4-2-3-1 geordneten Ballbesitzfußball umsetzen zu können.
Es leuchtet ein, dass die Bayern die Fühler nach Leverkusens Jonathan Tah ausgestreckt haben. Der Nationalspieler, der in der Bundesliga bleiben möchte, passt bestens ins arbeitswillige, wenig abgehobene Profil, genau wie der Mainzer Brajan Gruda. Unsere Zeitung erfuhr, dass Kompany genauso einen Spielertypen – auf dem Flügel daheim, im Zentrum sicher – in den eigenen Reihen haben möchte. Der 20-Jährige wäre eine logische Ergänzung zu gestandenen Spielern wie etwa Leroy Sané, der dem „kicker“ mit Blick auf die angedachte Vertragsverlängerung über 2025 hinaus verriet: „Wir haben bereits erste Gespräche geführt.“
Kompany hört das gerne, denn er kennt Sané, und er kennt auch die Bilder aus dem vergangenen Sommer: Im Trainingslager am Tegernsee nahm der Flügelflitzer seinen Kollegen im Sprint gut 30 Meter ab. Ein Arbeiter durch und durch, also: genau Kompanys Ding. HANNA RAIF UND PHILIPP KESSLER