Pro1860: Ismaik schenkt keinen Cent!

von Redaktion

Nach Friedensgipfel: Fan-Organisation klärt Millionen-Versprechen des Investors auf

Hasan Ismaik besuchte Pro1860 in Giesing. © IMAGO/Wagner

Roman Beer schenkte Ismaik ein Buch. © Privat

München – Am Tag danach muss sich auch Pro1860 erst mal sortieren. So geht es allen, die Hasan Ismaik zuletzt getroffen haben. Sein Auftreten – Security, Entourage, Zigarre – ist gewöhnungsbedürftig im bodenständigen Giesinger Kosmos. Die mithilfe von Dolmetschern geführte Konversation wirkt nach. Entsprechend hat es am Montag bis zur Mittagszeit gedauert, ehe die mächtige Fan-Organisation der Löwen eine offizielle Erklärung gepostet hat. „Das höflich und respektvoll geführte Gespräch konnte hoffentlich dazu beitragen, dass Hasan Ismaik besser versteht, wer Pro1860 ist“, heißt es im einleitenden Absatz des Facebook-Kommentars.

Das geheime Treffen, von unserer Zeitung exklusiv angekündigt, fand am Sonntagabend an einem Ort statt, der wohl eher nicht Ismaiks erste Wahl gewesen wäre: nicht in seiner feudalen Hotelsuite, sondern im Wirtshaus „Giesinger Garten“. Brotzeitbrettl auf dem Tisch, die Halbe Augustiner für 4,40 Euro. Geschlagene vier Stunden saßen sich die beiden Parteien gegenüber: Pro1860 vertreten durch Vorstand Herbert Bergmaier, Gründungsmitglied Roman Beer und sieben weitere Mitglieder der sogenannten „Stadion-Clique“. Ismaik wie üblich begleitet von Statthalter Anthony Power, einem Dolmetscher, mindestens einem persönlichen Assistenten und Sicherheitspersonal. Der Tisch im Nebenzimmer – laut Augenzeugen soll auf ihm nicht nur einmal die donnernde Faust des Investors gelandet sein.

Es waren vor allem zwei Themenkomplexe, bei denen kurzzeitig die Emotionen hochkochten. Zum einen, als Ismaik erklären sollte, wie er das gemeint hat, als er vorige Woche sagte, er wolle Pro1860 „zerstören“. Zum anderen seine vollmundige Ankündigung, zweimal 100 Millionen Euro in 1860 investieren zu wollen, geknüpft an seine Forderung nach einem personellen Neuanfang auf e.V.-Ebene. Speziell dieses unmoralische Angebot, vorgetragen u.a. im BR-Interview und bei einem Fanclub-Besuch in Vierkirchen, galt es aus Sicht von Pro1860 genau zu hinterfragen.

Aber der Reihe nach. Die Diskussion über die Vokabel „zerstören“ brachte wie erwartet – und obwohl beide Seiten einen eigenen Dolmetscher hatten – kein für Pro1860 befriedigendes Ergebnis. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte Beer: „Ismaik hat es so dargestellt, dass es ein im Arabischen übliches Wort sei, wenn man ausdrücken will, seine Gegner im Wahlkampf zu besiegen.. Für den Moment war das damit für uns erledigt. Hasan Ismaik hat uns angeboten, noch eine andere Übersetzung vorzulegen. Eine Entschuldigung, dass es zu Fehlinterpretation geführt hat, gab es nicht, haben wir aber auch nicht eingefordert.“

Brisanter im Sinne des gesamten Vereins war die Diskussion über Ismaiks vollmundig in Aussicht gestellte Finanzspitze. An dieser Stelle wurde von Pro1860 intensiv nachgebohrt. In ihrer Mitteilung klärt die Gruppierung auf: „Von den 100 Millionen Euro für das neue Stadion sollen ca. 80 bis 90 Millionen Euro als Kredit durch eine Bank (die Hasan Ismaik kennt) durch die KGaA finanziert werden und die benötigten 10 bis 20 Millionen Euro Eigenkapital sollen, ebenso wie die 100 Millionen Euro für sportliche Belange (…), entweder durch eine Kapitalerhöhung in der KGaA (auch mit neuen Gesellschaftern) oder frei käuflichen Aktien der KGaA oder auch durch weitere Kredite aufgebracht werden.“ Beer über das vermeintliche Geschenk des Investors: „Er hat keinen einzigen Cent versprochen, den er Sechzig schenken würde – oder als Darlehen der KGaA geben.“

Alles also wieder ein großes Missverständnis? Zumindest ein Wahlkampfversprechen, das generöser klingt, als es wohl tatsächlich ist. Trotzdem gingen beide Seiten friedlich auseinander. Von Ismaik gab‘s das übliche Sechzig-Trikot als Geschenk, von Beer und Bergmaier Bücher. Man wird sich wiedersehen – spätestens bei der großen Weichenstellung am 16. Juni. ULI KELLNER

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