Wartestand: Sané (hinten) muss sich im Training und gegen Griechenland beweisen. © afp
Nürnberg – Immerhin machte sich Leroy Sané im Max-Morlock-Stadion anderweitig nützlich und knipste auf Bitten von Brajan Gruda ein Foto des Mainzer Youngsters zusammen mit Bayern-Legende und TV-Experte Bastian Schweinsteiger. Es dürfte das letzte Mal gewesen sein, dass Sané vor Anpfiff eines Länderspiels die Zeit als Hobby-Fotograf nutzt. Zur Erinnerung: Der Flügelflitzer ließ sich im vergangenen November im Testspiel gegen Österreich zu einer Tätlichkeit hinreißen, kassierte dafür die Rote Karte und wurde für drei DFB-Spiele gesperrt. Bei der EM-Generalprobe am Freitag gegen Griechenland in Gladbach (20.45 Uhr, RTL) darf der Flügelflitzer wieder ran – und sollte sich ordentlich reinhauen.
Das ließ Julian Nagelsmann nach dem Ukraine-Spiel bereits durchblicken. Angesprochen auf mögliche Startelf-Chancen während des Turniers, antwortete der Bundestrainer: „Er muss diese Woche trainieren und gegen die Griechen spielen. Er hat in der Nationalmannschaft keinen Rhythmus.“ Selbst beim FC Bayern war der Linksfuß in der Schlussphase der Saison ohne regelmäßige Spielpraxis. Sané schleppte sich mit Schambein-Problemen mehrere Wochen durch die Rückrunde. Der 28-Jährige verzichtete sogar auf den Urlaub, blieb stattdessen lieber zu Hause und ließ sich von einem Schambein-Spezialisten behandeln. Die gute Nachricht: Die Therapie schlug an. Trotzdem sagt Nagelsmann: „Er wird nicht jedes Spiel 90 Minuten machen können.“
Sowieso stellt sich die Frage: Wohin mit Sané? Jamal Musiala und Florian Wirtz sind in der Dreier-Offensivreihe gesetzt. Bleibt nur das direkte Duell mit DFB-Kapitän Ilkay Gündogan. Allerdings ließ Nagelsmann durchblicken, dass er nur ungern auf seinen Spielführer verzichtet: „Ilkay hat gut gespielt. Er hat viel Belastung in den Knochen. Wir brauchen ihn für das Turnier. Er gibt uns Ruhe und Struktur und ist ein torgefährlicher Spieler.“ Was Nagelsmann meint: Im deutschen Offensivspiel gibt es ohnehin viele Spieler, die bewusst ins Risiko und somit in Eins-gegen-eins-Duelle gehen. Damit ist die Gefahr von Ballverlusten und gegnerischen Konter-Angriffen freilich größer. Gündogan kann dem mit seiner Ruhe am Ball und Ein-Kontakt-Zuspielen entgegenwirken. Sané muss sich also hinten anstellen. M. BONKE