Aktuell im Wartestand: Leandro Morgalla. © Red Bull Salzburg
Als Löwe in Aktion: Bei Sechzig packte Morgalla den Sprung aus der Jugend zu den Profis. © IMAGO
Leandro Morgalla (19) hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Nach seinem Wechsel vom TSV 1860 zu Red Bull Salzburg im Sommer 2023 ging es erst steil nach oben. Kurz danach debütierte er erst in der deutschen U21-Nationalmannschaft und stand sogar erstmals in der Champions League auf dem Parkett. Dem Hoch folgte das Tief: Wegen einer Herz-Muskel-Entzündung fällt er seit Jahresanfang aus, kämpft seitdem ums Comeback. Das Interview.
Wie geht es Ihnen?
Gut, danke! Ich bin vier Monate ausgefallen und aktuell wieder im Aufbautraining.
Wie lief die Reha- und Trainingsphase seit der Diagnose ab?
Nach der Diagnose durfte ich zunächst gar keinen Sport mehr machen. Nach und nach habe ich die Belastung dann gesteigert: Dosiertes Fahrrad fahren, Krafttraining. Jetzt bin ich wieder auf dem Platz, mache schon ein paar Sachen mit dem Ball. Ich bin guter Dinge, dass ich zum Saisonstart wieder voll zurück bin.
Wie schwer war die Erkrankung für den Kopf?
Es war ein Schockmoment. Es war das erste Mal, dass ich längere Zeit ausgefallen bin. Zu Jahresbeginn nimmst du dir immer viel vor. Wenn du dann von so etwas abgegrätscht wirst, ist das nicht ganz einfach. Aber man muss es akzeptieren. Ich habe nicht lamentiert und den Fokus daraufgelegt, nicht nur schnell, sondern auch komplett gesund wieder zurückzukommen.
Wie bewerten Sie Ihr erstes Jahr bei Red Bull Salzburg?
Es gab Höhen und Tiefen. Ich bin gut gestartet, wurde dann aber von einem Bänderriss zurückgeworfen. Gut erholt ging es dann wieder nach oben, mit den Debüts in der Champions League und der U21-Nationalmannschaft als Highlights. Die Rückrunde war natürlich der Tiefpunkt.
Sie haben Ihre Highlights eben schon angesprochen. Wie hat es sich angefühlt, als Spieler die deutsche National- und die Champions-League-Hymne zu hören?
Surreal, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte schon Gänsehaut. Länderspiele habe ich auch schon vor meinem U21-Debüt absolviert. Aber wenn du eben noch mit Sechzig in der dritten Liga gespielt hast und dann ein paar Monate später in der Königsklasse auf dem Platz stehst, ist das schon sehr krass. Es ging dann doch alles sehr schnell.
Hätten Sie damit gerechnet, dass es mit beiden Debüts so schnell klappt?
Ich hatte schon die Hoffnung, dass es schnell gehen kann. Aber dass es dann in der Geschwindigkeit und Schlag auf Schlag abläuft, war ein Highlight.
Aufgrund Ihrer Herz-Muskel-Entzündung haben Sie die letzten beiden U21-Lehrgänge im März verpasst. Ihr Ziel bleibt aber die EM 2025 in der Slowakei, oder?
Ich würde lügen, wenn ich jetzt etwas anderes behaupte. Ich hatte ja schon ein paar Einsätze. Von daher ist es rein Riesenansporn für mich, eine EM spielen zu dürfen.
Wie haben Sie den Wechsel nach Salzburg privat gemeistert? Sie waren davor sieben Jahre bei 1860, sind jetzt zum ersten Mal so richtig Weg von zuhause.
Ich bin kein Typ, der Probleme hat, sich schnell einzuleben. Ich habe mich nach den ersten paar Wochen schon brutal wohlgefühlt. Wir haben bei Red Bull Salzburg eine junge Mannschaft, da ist man schnell auf einer Wellenlänge. Und nach Hause zu meinen Eltern sind es nur eineinhalb Stunden. Wenn ich frei habe, besuche ich sie oder sie mich. Red Bull Salzburg war sportlich und privat der perfekte Schritt für mich.
Wie verfolgen Sie die Löwen?
Noch sehr, sehr viel. Wenn ich Zeit habe, schaue ich jedes Spiel. Beim letzten Saisonspiel gegen Bielefeld war ich auch wieder im Grünwalder Stadion. Die Kontakte zum Verein und zu den früheren Mitspielern wie Jesper Verlaat oder Moritz Bangerter bestehen immer noch.
Wie blicken Sie auf Ihre Zeit bei Sechzig zurück?
Ich habe dem Verein vieles zu verdanken. Sowohl menschlich als auch sportlich. Ich war früh bei den Profis, wurde in jungen Jahren an die Hand genommen und war mit 17 schon fast Stammspieler. Das ist nicht selbstverständlich. Für mich war 1860 die perfekte Ausbildung. Ich werde immer eine enge Bindung zu den Löwen haben.
INTERVIEW: JOHANNES OHR