ZUM TAGE

Zeit für eine neue Generation

von Redaktion

Djokovics Absage in Paris

Wer die Erstrundenbegegnung bei den French Open zwischen Andy Murray und Stan Wawrinka gesehen hat, der musste fast ein bisschen Mitleid haben. Auf dem Platz standen zwei Altmeister, doch von dem Glanz einstiger Tage waren der britische Doppel-Olympiasieger (mit künstlicher Hüfte) und der einstige Paris-Champion weit entfernt. Man schaut ihnen trotzdem noch gerne zu, aber die beiden stehen sinnbildlich für einen Generationenwechsel, der sich derzeit auf der Tennis-Tour vollzieht und in der verletzungsbedingten Viertelfinal-Absage von Novak Djokovic (Innenmeniskus im rechten Knie) am Mittwoch seinen Höhepunkt fand.

Der Serbe kann nach wie vor jedes Turnier gewinnen, aber der körperliche Verschleiß macht selbst beim 37-jährigen Gummi-Mann nicht halt. Der Kalender-Slam (der Sieg bei allen vier großen Turnieren in einem Jahr), der vor einem Jahr noch möglich schien, mutet mittlerweile unmöglich an. Und auch die Führung in der Weltrangliste hat der „Djoker“ an Jannik Sinner (22) verloren. Der Südtiroler entwickelt sich entgegengesetzt zu Djokovic, Murray & Co. – aufsteigend. Gemeinsam mit Carlos Alcaraz (21), Stefanos Tsitsipas (25), Daniel Medwedew (28) und Alexander Zverev (27) wird er die kommenden Jahre dominieren.

Für Djokovic geht es in der nahen Zukunft auch darum, den richtigen Zeitpunkt für den Absprung zu finden. Murray und Wawrinka sind lange darüber hinaus, haben aber weiter Spaß am Tennis. Ähnlich geht es den Paris-Publikumslieblingen Gael Monfils (37) und Richard Gasquet (37). Die ehemaligen Top-Ten-Spieler sind seit knapp zwanzig Jahren auf der Tour, mehr als einzelne Match-Highlights sind aber nicht mehr drin. Roger Federer hatte seinen Rücktritt lange hinausgezögert und verlor den letzten Satz in seinem letzten ATP-Match in Wimbledon mit 0:6 (!) gegen den Polen Hubert Hurkacz. Kein schönes Ende.

Rafael Nadal droht ein ähnliches Schicksal. Auch beim Spanier streikt der Körper, teilweise hilflos rutscht der 38-Jährige durch die bisherige Sandplatzsaison. Ein Happy-End bei Olympia an der Seite von Alcaraz wäre ihm zu gönnen, darauf wetten würde aber niemand.

Den wohl besten Abgang hat Pete Sampras beim US-Open-Triumph 2002 hingelegt Er ist der einzige Spieler in der Open Era, der sein letztes bestrittenes Grand-Slam-Turnier der Karriere gewinnen konnte.

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