München – Das Wort ist wieder sehr präsent: in der Vorberichterstattung, in Dokumentationen, in Gesprächen: Die Europameisterschaft soll ein „Sommermärchen“ werden. So ähnlich wie die WM 2006.
Welche Stimmung aber herrscht wirklich? Das erforschen Meinungsumfrageinstitute – oder eine Einrichtung wie das in Augsburg beheimatete „Institut für Generationenforschung“, das bei Ermittlung seiner Ergebnisse zwischen den Altersgruppen differenziert: von der Nachkriegsgeneration über die Babyboomer und die Generationen X, Y und Z. Die jüngste bezeichnet die zwischen 1995 und 2010 geborenen Menschen.
Zu Beginn dieser Woche ist die aktuelle Erhebung fertig geworden. Die wesentlichen Daten zur EM sind: Im April wussten 19 Prozent noch gar nicht, dass dieses große Fußballturnier in Deutschland stattfinden wird, im Mai war es lediglich noch elf Prozent unbekannt. Ein Spiel im Stadion zu erleben, haben nur 17 Prozent vor, gut jede und jeder Zweite haben sich vorgenommen, die EM über die Medien zu verfolgen – das ist mit geringen Abweichungen durch alle Generationen gleich.
Zum Public Viewing, das in Deutschland großflächig angeboten werden wird, zieht es 63 Prozent nicht: Sie schauen am liebsten im Familienkreis oder alleine zuhause.
Zumindest kurz vor dem Beginn der Europameisterschaft ist laut der neuen Studie des Instituts für Generationenforschung auch das Gefühl festzustellen, dass man früher von Fußballturnieren mehr mitgerissen wurde. Dieser These stimmen 88 Prozent zu. „Es gibt die Tendenz, dass man glaubt, früher war alles schöner und besser“, sagt Professor Rüdiger Maas, der Institutsleiter. „Wir gehen auch davon aus, dass die Misserfolge der vergangenen Turniere die Werte negativ beeinflusst haben.“
Es gibt Vergleichsdaten zu 2014: Der Nationalstolz hat in allen Kategorien nachgelassen, nicht nur im Sport, sondern auch Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur betreffend.
Fazit: Ein durchschlagender Erfolg der EM 2024 ist derzeit nicht abzusehen. Gleichwohl glaubt der Psychologe Maas an das „Potenzial des Fußballs“. Aber: „Die Menschen wollen stärker als früher in ihren Räumen abgeholt werden.“ Erstaunlich in Zeiten, in denen nahezu jeder den Kopf Richtung Smartphone gesenkt hat: 83 Prozent wissen nicht, dass es eine offizielle EURO-App der UEFA gibt, lediglich vier Prozent haben sie installiert. GÜNTER KLEIN