München ist bereit!

von Redaktion

Arena-Chef Jürgen Muth über die EM-Sicherheit, trinkfreudige Schotten und die Speisekarte

Kommen nach München: Die Schotten. © IMAGO

Arena-Stippvisite: Jürgen Muth (r.) und Kanzler Olaf Scholz. © FC Bayern

Ort des EM-Auftaktspiels: Die deutsche Nationalmannschaft trifft kommenden Freitag in der Münchner Arena auf Schottland. © IMAGO

München – Ein Großereignis vor Augen? Für die Allianz Arena kein Problem. Vollkommen entspannt sitzt Jürgen Muth (59) eineinhalb Wochen vor dem Eröffnungsspiel der EURO 2024 in seinem Büro. Der Chef der Allianz Arena München Stadion GmbH weiß, dass das Stadion auch funktioniert, wenn es nicht im Rot des FC Bayern leuchtet. Ein Gespräch über Vorfreude, Sicherheit, Kulinarik, Nachhaltigkeit – und sogar das, was nach er EURO kommt.

Herr Muth, der Kanzler war schon da – war das der offizielle Startschuss?

Es war der Auftakt, und wir haben uns sehr gefreut, dass er sich bei all den wichtigen Themen, die Deutschland und die Welt bewegen, die Zeit genommen hat – er kam ja sogar direkt aus dem Hochwassergebiet zu uns. Dass er da war, macht uns ein Stück weit stolz. Ich glaube, er ist weitergefahren mit einem guten Gefühl, was die EURO 2024 in München anbelangt.

Die Umbauten haben mit Abpfiff des letzten Heimspiels begonnen. Wie lange dauert es, EM-tauglich zu werden?

Die Zeit ist vollkommen ausreichend. Dies liegt an der guten Vorbereitung bei der EURO GmbH, aber auch an der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Allianz Arena über die Jahre hinweg. Mittlerweile ist ein Großteil der für Großveranstaltungen notwendigen Infrastruktur fest installiert, sodass wir kaum auf provisorische Lösungen zurückgreifen müssen. Zum Vergleich mal ein Beispiel aus London, wo das Champions-League-Finale am Wochenende war: Die hatten vor dem Endspiel nur sechs Tage Zeit – und es war von der Organisation her hervorragend. Daran werden wir uns dann nächstes Jahr messen lassen.

Wie „nackt“ kommt Ihnen die Arena ohne Schriftzug vor?

Er fehlt tatsächlich. Und es hat mich überrascht, wie viele Menschen mich darauf angesprochen haben.

Aktuell heißt die Arena Fußball Arena München, 2006 hieß sie FIFA WM-Stadion München. Mit wem hatten Sie eigentlich mehr Kontakt: Mit Franz Beckenbauer 2006 oder nun Philipp Lahm?

Mit Philipp. Er ist sehr aktiv und einfach auch mehr in München, zudem wie Franz Beckenbauer eng mit dem FC Bayern verbunden. Wir telefonieren immer wieder. Keine Standleitung, aber Austausch.

Waren Sie 2006 genauso entspannt – oder gab es da mehr Unbekannte als heuer?

2006 war ich überhaupt nicht entspannt. Das war das erste wirkliche Großereignis für uns – und so selbstkritisch muss man auch sein: Wir hatten damals logischerweise noch nicht die Erfahrung wie heute und mussten oft improvisieren. Damals haben wir sechs Wochen durchgearbeitet.

Die ganze Nation erhofft sich wieder einen Startschuss für ein Sommermärchen 2.0: Ist es eine besondere Ehre, dass dieser aus München gesendet werden wird?

Nach dem Finale ist das Eröffnungsspiel das wichtigste, und es macht mich auch stolz, dass wir es wie 2006 austragen dürfen. Dass es wieder nicht das Finale geworden ist, hängt auch damit zusammen, dass wir 2021 der einzige deutsche Austragungsort bei der EURO waren.

Zehn Stadien werden EM-Spiele austragen. Wie ist der Austausch unter den Kollegen?

Wir zehn tauschen uns seit mehr als zwei Jahren regelmäßig aus. Da geht es um Verträge, Anforderungen der UEFA, teils auch um Hilfe. Das ist unglaublich kollegial, konstruktiv und kooperativ.

Was ist die meistgehörte Frage seitens der Kollegen?

„Wer zahlt das bei Euch?“ (lacht)

Die Deutsche Bahn ist Sponsor, auch die Teams sollen Bahn fahren.

Die Initiativen zur Förderung nachhaltiger Mobilitätskonzepte werden erfolgreich durchgeführt. So hat man z.B. mit der Eintrittskarte für ein Spiel in München Anspruch auf eine 36-Stunden-Fahrkarte für das gesamte MVV-Netz, auch gibt es für Fans mit Tickets ermäßigte Bahntickets von der Deutschen Bahn.

Wie sollen die Fans in die Arena kommen?

Der schönste Weg hierher ist das Fahrrad, aber die wenigsten Fans haben bei der EURO ein Fahrrad vor Ort. Daher wollen wir verstärkt auf die U-Bahn zurückgreifen. Dafür werden wir auch deutlich verlängerte Öffnungszeiten haben, nämlich drei Stunden vor Anpfiff. So kann man mit der U-Bahn früh und gut anreisen. Das ist wichtig, weil wir auch weniger PKW-Parkplätze vor Ort zur Verfügung stellen können.

Alle sehnen sich nach friedlichen Spielen, Gemeinschaftserlebnis – das Thema Sicherheit ist ein großes. Wie viele Sicherheitskräfte sind bei der EURO im Einsatz?

Etwa 1250 Personen. Zudem haben wir eine doppelte Kontrolle mit einem Sicherheitsring um das Stadion herum. Trotzdem sind die Abläufe so geregelt, dass es keine großen Verzögerungen oder Menschen-Schlangen geben sollte. Wir entzerren das mit den längeren Öffnungszeiten und geben insgesamt das Menschenmögliche dafür, dass hier sichere, schöne Spiele stattfinden.

Sie waren in London, als beim Champions-League-Finale mehrere Flitzer ungestört auf dem Feld umherliefen. Wie kann so etwas passieren?

Ich kenne die Vorbereitungen für so ein Finale, es haben diverse Schulungen und Einweisungen stattgefunden. Entscheidend ist, dass man so einem Treiben schnell Einhalt gebietet.

Wie bereitet man sich speziell auf mindestens sieben verschiedene Nationen Fans vor?

Das ist ein spannender Punkt in vielerlei Hinsicht. Manche – aus Serbien oder der Slowakei – reisen großteils am selben Abend noch ab. Für die ukrainischen Fans wird diese EM sicher eine besondere Situation darstellen. Generell gibt es innerhalb der Nationen unterschiedliche Fan-Landschaften, und wir haben uns darauf eingestellt. Das ist alle drei Tage eine komplett neue Veranstaltung – und somit eine echte Herausforderung.

Braucht man für die Schotten mehr Bier als für andere?

Ich weiß, dass sich die Gastronomen auf die Schotten freuen. Und die Arena auch (lacht).

Was gibt es noch für Neuerungen – eine EURO-Wurst?

Unser Caterer wird auch im Hospitality-Bereich auf die verschiedenen Nationalitäten eingehen. Das ist eine gut gelebte Tradition bei uns. Ich bin kulinarisch offen für die EURO-Speisekarte – und darf mich dann durchprobieren (lacht).

Neu ist auch das flächendeckende 5G-Netzabdeckung rund ums Stadion?

Es ist installiert und funktioniert bestens, ein Service für alle Fans. Und es gibt uns künftig die Möglichkeit, neue Tools anzubieten. Das ist aber dann für die Zeit nach der EURO.

Es gibt also doch Modernisierungen in einem „Nicht- Modernisierungs-Jahr“?

Wenn die EURO vorbei ist, werden wir eine neue und große Photovoltaik-Anlage auf der Esplanade bauen. Dazu planen wir weitere Kühllager und -räume. Es wird immer gebaut bei uns.

… mehr aber dann im kommenden Jahr nach dem Champions-League-Finale?

Jein. Denn nach dem Finale stehen die ersten Konzerte in der Arena an – und da freuen wir uns auf möglichst viele Veranstaltungen.

Von was für einer Schlagzahl reden wir?

Es ist durchaus möglich, dass Künstler nicht nur eine Show, sondern gleich mehrere geben. Davon hängt die Anzahl der Konzerte ab, die wir in den ca. sechs Wochen durchführen. Danach hat der Rasen wieder Priorität.

Wie satt ist das Grün für die Europameisterschaft?

Er ist perfekt! Der Hybridrasen war für uns eine sehr gute Entscheidung – und gibt uns noch mehr Sicherheit, dass wir während der kurzen Zeit so viele Spiele durchführen können. Auch der Regen zu Beginn der Woche hätte einem anderen System mehr zugesetzt.

INTERVIEW: HANNA RAIF

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