Auf große Spielerkarrieren folgt oft eine ebenso beachtliche Trainerlaufbahn. Zinedine Zidane, Xabi Alonso, Jupp Heynckes oder Franz Beckenbauer waren allesamt extrem erfolgreiche Profis, im Anschluss gewannen sie als Übungsleiter Titel um Titel. Es gibt aber auch Gegenbeispiele: Frank Lampard, Steven Gerrard oder Lothar Matthäus vercoachten ihren Ruhm früherer Tage an der Seitenlinie.
In welche Auflistung sich Miroslav Klose einreiht, werden die nächsten Jahre zeigen. Der ehemalige Nationalspieler hat am Dienstag einen Vertrag als Cheftrainer des 1. FC Nürnberg unterschrieben, bis 2026 soll er den Zweitligisten bestenfalls wieder erstklassig machen. „Miro ist ein enorm akribischer und detailversessener Trainer, der nicht nur im Laufe seiner erfolgreichen Spielerkarriere extrem viel erlebt und mitgenommen, sondern auch als Trainer eine klare Idee davon entwickelt hat, wie man im Fußball erfolgreich sein kann“, sagte Sportvorstand Joti Chatzialexiou.
Wie erfolgreich Klose als Spieler war, ging in den letzten Jahren fast etwas unter. Der ehemalige Angreifer vom FC Bayern und Werder Bremen ist nicht nur ewiger Rekordtorschütze in der Nationalmannschaft (71), sondern erzielte auch die meisten Treffer bei Weltmeisterschaften (16). Namen, die er in diesen Kategorien auf Platz zwei geschickt hat: Gerd Müller und Ronaldo Nazario.
Angesichts dessen wirkt Kloses Trainer-Werdegang bislang umso enttäuschender. Beim SCR Altach wurde er nach knapp acht Monaten entlassen, sportlich sah man in dieser Zeit wenig „klare Ideen für erfolgreichen Fußball“. Die Bilanz: nur vier Siege in 22 Spielen, ganze neun Partien in Folge blieb sein Team damals sieglos. Auf 22 Altacher Treffer kamen außerdem 44 Gegentore – damaliger Liga-Höchstwert in Österreich.
Vor allem sein Auftreten danach wirkte fast etwas verzweifelt: Immer wieder bot sich Klose proaktiv in den Medien an, brachte sich bei Clubs wie Lazio Rom in Stellung. Es folgten unzählige Interviews und Meldungen von Klose à la „Trainerjob XY? Ich würd‘s machen“. Das Problem: Bislang wollte stets keiner, dass er es macht.
In Nürnberg bekommt er nun die Chance, seine Kritiker zu widerlegen. Er sollte sie nutzen.
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