„Lassen uns nicht ans Bein pinkeln“: C. Poschet. © IMAGO
München – Es gehört zur Tradition bei Löwen-Versammlungen, dass schon im Vorfeld die härtesten Geschütze aufgefahren werden. Verwaltungsrats-Kandidat Klaus Lutz, der am Sonntag im Zenith fürs „Bündnis Zukunft 1860“ antritt, klagte in unserem Interview: „Diese Art des Wahlkampfs für ein Ehrenamt ist ja noch härter als ein politischer Wahlkampf. So etwas wie jetzt habe ich noch nie erlebt.“ Unschuldig an der aufgeheizten Stimmung ist aber auch sein Bündnis nicht. Einer der sieben BZ60-Kandidaten erhob gestern sogar Mauschelvorwürfe, die ausrichtenden e.V.-Vertreter betreffend. Seine Behauptung, die unserer Zeitung schriftlich vorliegt: Am Sonntag werde nicht wie früher das KVR die Stimmen auszählen, sondern der Verein selbst in Gestalt des Wahlausschusses. Natürlich schwang da mit: Am Ende werden sie sich den zu wählenden Verwaltungsrat schon so hintricksen, wie sie ihn haben wollen.
Ein harter Betrugsvorwurf, der ganz konkret in Richtung Christian Poschet zielt, dem dienstältesten Mitglied des vierköpfigen Wahlausschusses (seit 2013 im Amt). Poschet, bei 1860 auch als Fanbeauftragten aktiv, reagierte empört, als unsere Zeitung nachfragte, was dran ist am Mauschelverdacht. Seine Auskunft zum Thema: „Das KVR hat noch nie offiziell die Stimmen bei uns ausgezählt. Das waren Privatleute, die zufällig beim KVR gearbeitet haben.“ Walter Eisenbock soll der frühere KVR-Angestellte heißen, der ehrenamtliche Mitarbeiter aus seiner Abteilung rekrutiert habe. Aus Datenschutzgründen war es unserer Zeitung nicht möglich, über den KVR Kontakt zu Walter Eisenbock herzustellen. Nach Darstellung von Poschet lief es in der Vergangenheit so: „Die haben Geld dafür gekriegt, fertig.“ Inzwischen sei die Sache mit dem Auszählungsteam so geregelt: „Aus dem Löwen-Kosmos konnte sich jeder bewerben. Wir haben jeden genommen, der mitmachen wollte. Es sind Leute aus allen Lagern dabei, das kann ich zu 100 Prozent belegen. Bullshit, was anderes zu behaupten. Wir lassen uns nicht ans Bein pinkeln. Schon letztes Jahr waren die KVR-Leute übrigens nicht mehr dabei, nur hat das da anscheinend niemanden interessiert.“
Diesmal schon. Dem Wahlausschuss stößt schon länger sauer auf, dass Gerüchte gestreut werden, die die Integrität der Veranstalter in Zweifel ziehen. Los ging‘s vor Wochen, als Bündnis-Kandidaten die Befürchtung äußerten, am Sonntag könnte es nicht nur zu verbalen, sondern auch zu körperlichen Auseinandersetzungen kommen. Behauptet wurde auch, dass versucht werde, die Veranstaltung künstlich in die Länge zu ziehen oder wichtige Abstimmungen Richtung Abend zu schieben (bis Gegner bei schönem Wetter die Lust verlieren). Alles nichts wirklich Neues. Unterstellungen, Kandidaten seien schon im Casting-Verfahren zermürbt worden oder auf der Bühne ungleich behandelt worden (schlechtes Mikro, zu kurze Redezeit), haben schon in früheren Jahren Anwälte beschäftigt.
Auch diesmal kündigt Poschet juristische Schritte an: „Wir werden uns auch mit rechtlichen Mitteln gegen solche haltlosen Unterstellungen wehren, das verspreche ich.“ Eine Presseerklärung auf der Vereinshomepage folgte. Darin stand u.a.: „Besonders gegenüber den freiwilligen Mitgliedern, die Ihren Verein ehrenamtlich als Wahlhelfer*innen unterstützen wollen, sind solche erfundenen Unterstellungen ein Schlag ins Gesicht.“ In diesem Punkt dürften Poschet und Lutz ausnahmsweise einer Meinung sein. Interview-O-Ton des IHK-Präsidenten: „Man will helfen – und wird dann verbal verprügelt.“ ULI KELLNER