Nahe dran und doch vorbei: Carsen Edwards (am Ball) war trotz 17 Punkten diesmal nicht der Erfolgsgarant. © IMAGO
München – In den Minuten danach gab es für Marko Pesic viel zu besprechen. Der Chef der Basketballer des FC Bayern schnappte sich die Schiedsrichterbeobachter der BBL. Ziemlich lange setzte er sich mit ihnen auseinander, was ihm an der Spielleitung in diesem zweiten Finale missfallen hatte.
Nicht, dass die Unparteiischen letztlich entscheidend gewesen sein dürften für die überraschende 70:79-Pleite, die seine Münchner gegen Alba Berlin einstecken mussten. Aber, auch das ist Teil der Playoffs, man will sich in Erinnerung bringen, für die Dinge, die in so einer Serie noch kommen mögen. Zwei Mal werden sich die beiden Platzhirsche des deutschen Basketballs mindestens noch treffen – am Mittwoch (20.30 Uhr) und am Freitag (18.00 Uhr) in Berlin.
Dort allerdings, das ahnt auch der in den Kader zurückgekehrte Spielmacher Sylvain Francisco, wird es vor allem auf andere Dinge ankommen. „Es spielt sich im Kopf ab“, sagte er, „nur im Kopf.“ Oder man könnte es auch so sagen: In den Playoffs gewinnt die Mannschaft, die es mehr will. „Und bei uns“, sagt Francisco, „hat der Hunger heute ein bisschen gefehlt“. Zugegeben, das klingt verwunderlich in einem Finale. In einer der Partien, in der es um alles geht. „Aber am Ende sind halt alle Menschen“, erklärt Francisco,
Was das nun für den weiteren Verlauf der Finalserie zu bedeuten hat, bleibt abzuwarten. Vor allem auf Seiten des Siegers mühte man sich, den Erfolg ins rechte Licht zu Rücken. So wie Sportchef Himar Ojeda, der sein personell immer noch gehandicaptes Team mit einem angeschlagenen Boxer verglich. „Wir stehen noch“, sagte er, „und wir schlagen auch noch zurück.“
Ob es am Mittwoch vor eigenem Publikum zu einem zweiten Treffer reichen könnte – Ojeda ist skeptisch. Mit dem Heimvorteil war es in den vergangenen Jahren für die Berliner ohnehin so eine Sache. Seit der Spanier die Geschäfte führt, trafen sich beide Teams 16-Mal in der Arena am Ostbahnhof, zehn Mal siegten die Bayern. Und dazu rechnet Ojeda mit der Reaktion des gereizten Favoriten: „Ich glaube, dass wir die bislang besten Bayern erleben werden.“ Es erinnert an die Saison 2020/21 als sich beide Teams unter umgekehrten Vorzeichen im Finale trafen. Seinerzeit klauten sich die angeknockten Münchner Spiel zwei in Berlin, ehe die ausgeruhten Albatrosse in München zurückschlugen.Bayerns Coach Pablo Laso indes wäre schon zufrieden, wenn es die Bayern wären, die Rebounds packen und „Würfe treffen“. In beiden Kategorien hinkten Lasos Profis gegenüber der Auftaktvorstellung am Samstag hinterher. Vor allem die 13 offensiven Abpraller, die man Alba zugestand, verstimmten den Trainer merklich.
Und was die offensiven Impulse angeht – vielleicht werden die entscheidenden Finalspiele ja wieder ein Fall für Sylvain Francisco, der schon der wertvollste Spieler des Pokal-Top-4 war. Der Franzose stand am Montag zwar im Kader, durfte aber noch nicht mitmachen. Das könnte sich ändern. An ihm soll es nicht liegen: „Ich bin bereit.“
Vermutlich wird man auch den ein oder anderen Seitenblick auf das Schiedsrichtergespann werfen. Am Montag hatten die alleine 25 Fouls gegen die, sicher nicht intensiver auftretenden Bayern verhängt bei nur 15 auf Berliner Seite – vor allem das wird es wohl gewesen sein, was Marko Pesic so verstimmte. „Das hat die Aufholjagd sicher nicht leichter gemacht“, fand Francisco.
Kollege Andreas Obst indes will sich mit derlei Dingen beim Trip nach Berlin nicht befassen. „Wir müssen uns auf die Dinge konzentrieren, die wir selbst beeinflussen können. PATRICK REICHELT