„Wir wollen in Zukunft Finalspiele gewinnen“

von Redaktion

Bayern-Abteilungsleiterin Bianca Rech über Meisterschaft, Pokalpleite und die Stadion-Zukunft

München – Im vergangenen Sommer übernahm die langjährige Sportdirektorin Bianca Rech den Posten der Abteilungsleiterin bei den Frauen des FC Bayern München von Karin Danner. Im Interview zieht sie ein Fazit der Meistersaison, blickt nach vorne und spricht über Neuzugang Lena Oberdorf.

Bianca Rech, wie fällt das Fazit Ihrer ersten Saison als Abteilungsleiterin aus?

Die Saison war intensiv, weil wir am Ende des letzten Kalenderjahres Probleme hatten. Wir sind aus der Champions League ausgeschieden. Dann das 1:1 in Nürnberg in der Bundesliga, das darf uns einfach nicht passieren. Wir haben uns schwergetan, dafür gab es viele Gründe. Wir mussten uns zusammenraufen und haben das Trainingslager im Januar dafür gut genutzt. Die Rückrunde war dann außergewöhnlich.

Die Mannschaft hat die zweite Meisterschaft in Folge gewonnen und ist in der Bundesliga seit 38 Spielen ungeschlagen. Warum klappt es in den Pokalwettbewerben noch nicht mit den ganz großen Erfolgen?

Wir arbeiten weiter an unserer Erfolgsgeschichte, wir wollen uns immer weiterentwickeln. Wir haben eine Siegermentalität und ein Selbstbewusstsein entwickelt. Aber gerade in den typischen entscheidenden Spielen, wie wir sie im DFB-Pokal und in der Champions League hatten, hat dieses Selbstbewusstsein dann manchmal gefehlt. Wie hatten noch nicht so viele Final- oder K.o.-Erlebnisse, da müssen einige Spielerinnen von uns noch reinwachsen. Das ist ein Weg, den wir gemeinsam gehen und den wir uns erarbeiten müssen.

Ist das der Prozess, von dem Trainer Alexander Straus immer wieder spricht?

Ja, genau. Wir haben drei Meisterschaften in vier Jahren gewonnen und eine neue Kultur neben dem Platz entwickelt, wie wir miteinander umgehen. Das hat eine große Bedeutung für uns und spiegelt sich auf dem Platz wider. Wir wollen in Zukunft Finalspiele gewinnen. Dafür muss man leider auch diese negativen Erfahrungen machen, um weiter zu wachsen.

Der Königstransfer ist mit Lena Oberdorf schon länger perfekt, die Meistermannschaft bleibt zusammen. Steht Ihnen ein entspannter Sommer bevor?

Das würde ich mir wünschen (lacht). Aber meistens ist es dann nicht so. Wir haben zwei Länderspielabstellungen und im Juli und August die Olympischen Spiele. Dann steht die Vorbereitung an. Verletzungen sind nie auszuschließen, das muss man im Hinterkopf haben.

Aber größere Aktivitäten auf dem Transfermarkt sind nicht mehr geplant?

Nein. Wie Sie gesagt haben, die Mannschaft bleibt im Großen und Ganzen zusammen, Lena Oberdorf kommt dazu. Kontinuität ist uns wichtig. Zusätzlich bringen wir mit Lena noch große Qualität in die Mannschaft ein. Wie sie auftritt, wie sie in der Lage ist, die Mannschaft mit ihrer Art, Fußball zu spielen, mitzureißen. Wenn man sich unser Mittelfeld mit Lena anschaut, kann man davon ausgehen, dass das für die gegnerischen Mannschaften sehr intensiv wird (lacht).

In dieser Saison fand nur das Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt in der Allianz Arena statt. Sind in der kommenden Saison wieder mehr Spiele auf der großen Bühne geplant?

Wenn wir in der Endrunde der Champions League stehen, möchten wir diese Spiele nach Möglichkeit in der Allianz Arena austragen. Es ist natürlich auch immer ein Thema für ein Highlight-Spiel in der Liga. Dafür muss allerdings einiges zusammenpassen. Wann sind die Nationalmannschaftsabstellungen bei den Herren? Wie sind die Ansetzungen für das Fernsehen? Viele Faktoren beeinflussen das, wir können nicht ganz frei wählen. In England werden bestimmte Wochenenden mit Highlight-Spielen angesetzt, das wird von den TV-Sendern unterstützt. Das ist in Deutschland etwas schwieriger. Wir wissen oft erst vier bis sechs Wochen vor dem Spiel, ob wir an einem Samstag oder Sonntag spielen. Ein Spiel in der Arena bedeutet für uns enormen Aufwand, wir müssen wochenlang planen, um dann auch eine adäquate Zuschauerzahl zu erreichen.

Es gab einen Testlauf, bis zu 4000 Fans im Stadion auf dem Bayern-Campus zuzulassen. Wie ist der Stand aktuell?

Wir wollen den Fokus darauf legen, dass unsere Spiele ausverkauft sind und wir das Stadionerlebnis bei den Heimspielen stetig verbessern. Das ist unser primäres Ziel. Das Campus-Stadion bietet 2500 Menschen Platz, wir hatten zuletzt eine Auslastung von 96 Prozent. Wir müssen beobachten, wie sich die Zuschauerzahlen entwickeln. Der Bayern-Campus ist unsere Heimat, wir fühlen uns dort extrem wohl. Es wäre keine leichte Entscheidung, zu sagen, wir spielen in einem anderen Stadion. Aber wenn die Zuschauerentwicklung so weitergeht, wird man irgendwann zwangsläufig über solche Themen nachdenken müssen.

INTERVIEW: CHRISTIAN STÜWE

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