Reisingers rechte Hand: Norbert Steppe ist neuer Vize. © Sampics
München – „Habts gutes Sitzfleisch dabei?“, fragte 1860-Präsident Robert Reisinger grinsend in Richtung Presse. 15.40 Uhr war es da und die Mitgliederversammlung im Zenith seit fünf Stunden im Gange. Wegen des enormen Andrangs hatte sie mit Verspätung begonnen und zog sich hin, bis es in Freimann schon dämmerte.
Erst am Abend kam es zur Richtungswahl, bei der sich der von Pro1860 vorgeschlagene Verwaltungsrat die besseren Aussichten hatte. Einen ersten Stimmungstest hatte es bereits am frühen Nachmittag gegeben. Die Wahl von Reisingers neuen Vizepräsidenten ging überraschend glatt durch. Jeweils gut 1300 der anwesenden Mitglieder stimmten für Karl-Christian Bay (Nachfolger von Heinz Schmidt, der freiwillig aufhört) und Norbert Steppe (Nachfolger von Hans Sitzberger, der im Frust zurücktrat), ein gutes Drittel dagegen, vor allem aus dem hinteren Bereich der Halle, wo sich die Unterstützer des „Bündnis Zukunft 1860“ niedergelassen hatten. Reisingers gute Laune – sie hatte vermutlich auch mit den Mehrheitsverhältnissen in der Zenith-Halle zu tun.
Die Versammlung 2024 – sie erinnerte frappierend an die Auflage von 2018. Damals hatte das sog. „Team Profifußball“ wochenlang Stimmung gegen den Verwaltungsrat gemacht. Am Ende setzte es eine 0:9-Klatsche, weil das Lager der e.V.-Unterstützer besser mobilisiert hatte. Immerhin: Die Grenzen der Fairness wurden meistens eingehalten. Für Irritationen sorgte ein Post des „BZ60“, das am Freitag zur Nichtwahl von Bay und Steppe aufgerufen hatte. Hasan Ismaik teilte ihn, versehen mit zwei Kotz-Emojis, die aber schnell wieder aus seiner Insta-Story verschwanden.
Selbst der Investor ahnte wohl, in welche Richtung sich der lange Versammlungstag entwickeln würde. In einem Video gab er sich versöhnlich: „Egal, wie das Ergebnis aussehen wird, ich werde es selbstverständlich akzeptieren und annehmen.“ ULI KELLNER