ZUM TAGE

Der Mensch ist ein Mysterium

von Redaktion

Erste EM-Sicherheitsbilanz

Rund ums Spiel zwischen England und Serbien ist die große Gewalt-Eskalation ausgeblieben. Das ist eine erfreuliche Nachricht, wenn man am Montagmorgen in den Sozialen Medien die Aufnahmen sieht, wie zwei, drei Stunden nach Schlusspfiff zehntausende von Zuschauern immer noch Schlange stehen mussten für einen Platz in der Bimmelbahn von der Arena zurück in die Innenstadt. Das Verkehrsmanagement von Gelsenkirchen ist schlecht, und das auf skandalöse Weise. Vergleichbare Szenen hatten sich vor 14 Jahren nach dem Eröffnungsspiel der Eishockey-Weltmeisterschaft in der Fußball-Arena abgespielt. Es ist unverzeihlich, dass die Verantwortlichen aus Fehlern nichts lernen. Und es ist ein Glück, dass die Leute, die vom Versagen betroffen sind, keinen Schaden erlitten oder sich gegenseitig welchen zugefügt haben. Man muss kein zum Krawall entschlossener Hooligan sein, um in einer solchen Situation die Contenance zu verlieren.

Es hängt von der Qualität der Organisation ab und natürlich den beteiligten Nationen, ob ein Tag in einer EM-Stadt friedlich verläuft. Als Veranstalter kann man sich, was die Gewährleistung der Sicherheit betrifft, gut aufstellen – es wird aber immer eine Restgefahr bestehen bleiben, es mit Besuchern zu tun zu bekommen, die das Turnier als Bühne nutzen wollen für toxische Abenteuer. Oder zur Austragung ethnischer Konflikte. Eine Europa- ist in diesem Punkt gefährdeter als eine Weltmeisterschaft, bei der sich alles verläuft.

Letztes Mysterium ist der Mensch. So richtig erklären kann man es nicht, dass bei Fußballturnieren Engländer ganz anders auftreten als gerade die Schotten oder 2016 Waliser und Nordiren sowie 2012 die Iren. Sie stammen alle aus einem Kulturkreis, haben eine sehr ähnliche Fußballsozialisierung erfahren, bereisen Veranstaltungen aber aus gänzlich unterschiedlichen Motivlagen. Bei den Engländern muss man darauf gefasst sein, dass es jederzeit knallen kann, bei den Schotten darf das Bier nicht ausgehen, dann ist alles gut.

Vor acht Jahren erlebte die EM in Frankreich zu Beginn hässliche Schlachtenszenen vor allem in Marseille, wo Russen und Engländer sich über Tage und nicht nur im Stadion Schlachten lieferten. Da verlief der Turnierauftakt in Deutschland deutlich gesitteter. Wenn Gelsenkirchen sich jetzt noch verbessert, kann es gut werden. Guenter.Klein@ovb.net

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