Freut sich auf die Deutschen: Ungarns Peter Gulacsi. © IMAGO
Bitte nicht abheben! Der Schweizer Aebischer. © IMAGO
Berlin – Wenn Florian Wirtz und Jamal Musiala gemeinsam auf Peter Gulacsi zustürmen, ist der Torhüter der ungarischen Nationalmannschaft nicht allein. Nicht nur hat der Routinier in seinem Leipziger Vereinskollegen Willi Orban einen beinharten Zweikämpfer und Abwehrchef als Vordermann, in seinem Rücken stehen auch tausende seiner Landsleute als EM-Unterstützung bereit.
„Unsere Fans sind sehr kreativ, wenn es darum geht, an Karten zu kommen“, sagte Gulacsi der Bild und warnte die deutsche Mannschaft. Ein Heimvorteil? Von wegen: „Ich glaube, das wird ein Auswärtsspiel für euch!“
Am Mittwoch (18.00 Uhr/ARD und MagentaTV) trifft Ungarn in Stuttgart im zweiten Gruppenspiel auf die DFB-Elf. Damit nach dem Fehlstart gegen die Schweiz (1:3) nicht der vorzeitige K.o. droht, braucht Ungarn allerdings mehr als nur die „Energie“ und den „Push“ seiner lautstarken Anhänger.
Vor allem defensiv muss gegen den Torhunger der Deutschen eine Stabilisierung her. Im Spiel gegen die Schweiz hatte das Team von Trainer Marco Rossi, das die Qualifikation mit fünf Siegen und ohne Niederlage meisterte, ungewohnte Schwächen offenbart. Auch Orban patzte. Gulacsi war trotz dreier Gegentreffer einer der Besten seines Teams. Offensiv fehlte die Durchschlagskraft.
Von „Kinderfußball“ sprach Kapitän Dominik Szoboszlai hinterher: „Wir müssen mit uns selbst klarkommen, was wir von diesem Turnier wollen, was wir erreichen wollen. Wir haben noch zwei Spiele. “Im Spiel gegen die Deutschen soll die Erfahrung helfen. Keine der letzten drei Begegnungen mit der DFB-Auswahl ging verloren, Ungarn hat sich zu einem kleinen Angstgegner für die deutsche Nationalmannschaft entwickelt.
Und: Man kennt sich. Neben dem RB-Duo Gulacsi und Orban gehören Roland Sallai, Attila Szalai (beide SC Freiburg) und Andras Schäfer (Union Berlin) zum festen Stamm. Auch Marton Dardai (Hertha BSC) steht im Kader. Szoboszlai spielte vor seinem Wechsel zum FC Liverpool über zwei Jahre in Leipzig, wurde dort unter anderem vom heutigen Bundestrainer Julian Nagelsmann betreut.
Dieser, sagt Gulacsi, sei „fachlich und taktisch einer der besten Trainer, mit denen ich zusammengearbeitet habe“, wie er dem „kicker“ sagte. Zudem sei die deutsche Achse mit Manuel Neuer, Antonio Rüdiger, Toni Kroos, Wirtz, Musiala und Kai Havertz „wahrscheinlich das Beste, was es in Europa gibt.“
Sie will versuchen, es wie die Schweiz zu machen – die schon mal vorgemacht, wie man es gegen Ungarn angehen kann. Und trotzdem dämpfte Michel Aebischer nach seiner starken Leistung samt Tor und Assist vor dem zweiten Spiel gegen Schottland die Euphorie. „Vom Startsieg können wir uns noch nichts kaufen“, sagte der 27-Jährige am Montag. Aebischer hatte das 1:0 vorbereitet und anschließend selbst erhöht. Es habe danach intensive 36 Stunden erlebt, ergänzte er. „Ich habe das Tor noch ein paar Mal angeschaut – aber nicht zu oft, sonst hebst du ab“.
SID