„Hey Jude“

von Redaktion

England feiert Beatles-Fan Jude Bellingham nach dem 1:0-Sieg gegen Serbien

Schütze des einzigen englischen Treffers – Die britische Presse verglich Juge Bellingham mit großen Fußball-Helden Englands. © Kose/afp

Gelsenkirchen – Als die englischen Fangesänge in der Arena Auf Schalke nach stundenlanger Party verstummten, ging auch Jude Bellingham mit einem Ohrwurm nach Hause. „Ich höre oft die Beatles. Mein Musikgeschmack ist ein bisschen altmodisch“, gab Englands Matchwinner zu, nachdem ihm seine rund 25.000 Landsleute auf den Rängen inbrünstig mit dem Oldie „Hey Jude“ der „Fab Four“ gehuldigt hatten.

Der Champions-League-Sieger war der erhoffte X-Faktor im englischen Spiel. „Hey Jude! Er nahm diesen traurigen Song und machte ihn besser“, adelte The Telegraph den Youngster von Real Madrid, nachdem er seinem Land mit einem wuchtigen Kopfball in einem schwierigen Spiel den Auftaktsieg gegen Serbien (1:0) beschert hatte.

Die britische Presse verglich Bellingham nach der nächsten Glanzleistung mit großen Fußball-Helden Englands. „Pässe wie Steven Gerrard, Tackles wie Bryan Robson“ – genau das ist inzwischen auch Bellinghams Anspruch. Mit einer für sein Alter bemerkenswerten Reife erklärte der 20-Jährige: „Ich habe das Gefühl, dass ich in jedem Spiel Einfluss nehmen kann, dass ich es entscheiden kann.“ Mit seinen Aktionen stahl er sogar dem unauffälligen Rekordstürmer Harry Kane von Bayern München die Show. Bellingham glänzte in fast allen Bereichen: Als Antreiber, als Ballmagnet, der die Verantwortung übernahm und dem Spiel seinen Stempel aufdrückte. Auch für Zweikämpfe am eigenen Strafraum war sich der Spielmacher nicht zu schade.

Presse, Mitspieler und sogar der Gegner – alle lobten den „brillanten“ Bellingham (The Sun). „Er hat definitiv alles, um der nächste Gewinner des Goldenen Balls zu sein“, also Weltfußballer zu werden, lobte Serbiens Stürmer Dusan Tadic: „Alles, was er heute getan hat, war großartig.“ Er habe gesehen, dass Bellingham „sehr hungrig“ sei.

Zwar stillte dieser seinen Torhunger früh, der Rest des englischen Spiels war aber gerade im zweiten Durchgang ziemlich zäh. Daraus, dass sein Team in der Schlussphase vor allem defensiv gefordert war, zog Bellingham aber Positives: „Die erste Halbzeit hat gezeigt, warum wir gegen jede Mannschaft Tore schießen können. Die zweite Halbzeit hat gezeigt, warum wir gegen jede Mannschaft ohne Gegentor bleiben können.“

Angetrieben von ihren ebenfalls lautstarken Fans, die sich genau wie die Engländer im Hochrisikospiel größtenteils friedlich verhielten, versuchten die Serben bis zum Schluss, die englische Party zu verhindern. „Wir wollten Punkte mitnehmen und sind enttäuscht, dass wir sie nicht geholt haben“, sagte Tadic.

Trotz des Auftritts von Bellingham, der zurecht als „Man of the Match“ ausgezeichnet wurde, müssen sich die „Three Lions“ für ihren ersten Titelgewinn seit der WM 1966 noch steigern. Aber: „In der Gruppenphase geht es zunächst darum, einfach durchzukommen“, fasste Kapitän Kane zusammen.

Die Euphorie auf der Insel war vor Turnierstart vor allem durch die verpatzte Generalprobe (0:1 gegen Island) gedämpft gewesen, Retter Bellingham entfachte sie wieder. Die Lobgesänge nach seinem Tor motivierten ihn dabei zusätzlich. „Ich finde es großartig“, sagte er. Gegen Ohrwürmer von den Beatles hat Bellingham ja ohnehin nichts einzuwenden.
SID

Artikel 1 von 11