TAGEBUCH

Keine Geschenke: Der Rucksackstau löst sich auf

von Redaktion

Bei vielen Kollegen: Enttäuschung. Bei dieser Europameisterschaft gibt es keinen Presse-Rucksack mit ein paar Goodies drin. Das Umkreisen von Akkreditierungs-Centern und Medienzonen brachte keine Beute.

Beim Verfasser dieser Kolumne indes: Erleichterung. Denn wozu braucht man einen EURO2024-Rucksack, wenn man den EURO2020-Rucksack kaum benutzt hat und der EURO2016-Rucksack darauf wartet, eingeweiht zu werden? Der Event-Rucksack-Stau – er kann sich nun auflösen.

Überall wird gespart, Journalisten sind den Veranstaltern tendenziell eh lästig, weil sie im Stadion schon hervorragende Plätze wegnehmen – dann muss man sie nicht auch noch bauchpinseln, oder? Und so sind die goldenen Zeiten der freundlichen Sachzuwendung eben vorbei. Den Altgedienten unter uns bleibt aber wenigstens der nostalgische Blick auf die schönsten Taschen der Sportjournalismus-Geschichte.

Ewiger Spitzenreiter bleibt die unzerstörbare gelbe Umhängetasche der Eishockey-WM 1981 in Schweden, in der der legendäre Rundfunkreporter Eddie Körper die folgenden 25 Jahre sein NHL-Archiv mit sich führte. Voluminös und superdehnbar war der Rucksack zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking, mit ihm konnte man einen Wohnungsumzug bewältigen. Auf Platz drei dann das beste Fußballmodell: Zur EM 2012 wie vier Jahre später in Frankreich gab es einen Rucksack, der eigentlich zwei Rucksäcke war: Man konnte den einen vom anderen abtrennen und hatte ein handliches Täschlein.

Natürlich dient solch ein Großereignis-Rucksack auch zum Angeben: Schaut alle her, wo ich schon war. Sozusagen das Dienstrangabzeichen unter Medienschaffenden.

Der EM-Rucksack vom letzten Mal war auch etwas Besonderes. Hergestellt worden war er 2020, ausgegeben wurde er erst 2021, wegen Corona war das Turnier um ein Jahr verschoben worden. Auf den Rucksack gedruckt waren noch Bilbao und Dublin, die im April `21 als Austragungsorte gestrichen werden mussten. Sozusagen eine Fehlprägung, eine Blaue Mauritius unter den Rucksäcken.

In der 2020/21-Tasche befand sich übrigens ein Geschenk des Sponsors Hisense, eines chinesischen Elektronikkonzerns. Was es ist – Weltstecker, Powerbank, Sexspielzeug? –, habe ich bis heute nicht herausgefunden.

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