Wildhage mit gefälschtem Mitarbeiterausweis.
Da gehörte er eigentlich nicht hin: Wildhage als Maskottchen am Spielfeldrand.
München – Deutschland gegen Schottland, Freitagabend um 21 Uhr. Während unzählige Fans verzweifelt versuchten, an Tickets für das EM-Eröffnungsspiel zu kommen, schaffte es YouTuber Marvin Wildhage (27) auf unfassbare Weise ins Stadion. Mit einer gefälschten Akkreditierung und verkleidet als EM-Maskottchen Albärt schlich sich Wildhage direkt bis an den Rasen der Arena. Wildhage hat dazu ein längeres Video veröffentlicht.
Darin zu sehen: Wildhage organisierte sich auf einer Verkaufsplattform Schlüsselbänder, kopierte sich Ausweise, die sorglose freiwillige Helfer in den Sozialen Netzwerken fröhlich in die Kamera hielten, und beklebte sogar einen Kleinbus mit offiziell anmutenden Logos und Symbolen. Das Kostüm besorgte er sich für 3200 Euro aus China. Dann ging es zum Stadion in München. Und siehe da: Trotz gefälschter Ausweise gelangten Wildhage und seine Begleiter durch einen simplen Parkausweis ins Stadion. Der „Fake-Albärt“ alias Wildhage hatte im Stadion schließlich die Zeit seines Lebens, tanzte bei der Eröffnungsfeier auf dem Rasen, machte sogar noch ein Selfie mit Experte und Ex-Bayern-Star Mario Gomez. Erst als eine misstrauische UEFA-Mitarbeiterin eingriff, flog der Schwindel auf. Die Polizei übernahm und beschlagnahmte die falschen Dokumente und das Kostüm. Wildhage landete schließlich in einer Zelle im Erdgeschoss der Arena – neben einem pöbelnden Schotten und einem Menschen, „der es für eine gute Idee hielt, am Spieltag eine Drohne über das Stadion fliegen zu lassen“, wie Wildhage berichtete.
Gegen zwei Uhr nachts sei Wildhage schließlich wieder entlassen worden – mit einem Hinweis eines UEFA-Funktionärs, dass der Verband mit aller Entschlossenheit dagegen vorgehen werde, sollte von der Aktion ein Video veröffentlicht werden. Stand Montag um 16 Uhr wurde das Video rund 800 000 Mal aufgerufen.
Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft München I wegen Urkundenfälschung, Erschleichung von Leistungen und Hausfriedensbruchs.
Die UEFA bestätigte, dass es am Freitag in der Münchner Arena „einen Vorfall mit einem gefälschten Maskottchen-Kostüm gegeben“ habe. Drei Personen hätten sich unberechtigt Zugang zum Stadion verschafft. „Die UEFA hat die Situation ausgewertet und die notwendigen organisatorischen Maßnahmen eingeleitet“, teilte der Dachverband mit, ohne Details zu nennen. „Der Vorfall muss schnell und konsequent nachbereitet werden. Die Zutrittskontrollen liegen in der alleinigen Verantwortung der EURO 2024 GmbH als Veranstalter“, forderte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in der Bild-Zeitung.