TV-KRITIK

Almuth – die Raumdeuterin

von Redaktion

ARD-Traumpaar getrennt

DJ oder Reporter? Tom Bartels und Almuth Schult.

Sommermärchen-Stunde im Ersten! Deutschland, einig Vaterschland! Die ARD gab gestern alles, damit es mit dem nächsten EM-Sieg hinhaut. Denn gegen Ungarn verliert man ungern.

– ARD-Planung: Esther Sedlaczek hatte tags zuvor in Leipzig einiges durchzustehen. Sie kam massiv in den Regen und musste mit Behelfsfrisur moderieren, Modell begossener Pudel. Auf ihrem Kopf kam es quasi zu einer Pudelbildung. Aber die Gutste kann ja alles tragen. Basti Schweinsteiger gestern ohne sie – das war wie Heidi Klum ohne ihren Waldschrat, wie Fred Feuerstein ohne Wilma, wie Uli ohne Kalle, wie Kuh ohne Muh. Oder, um bei den Ungarn zu bleiben, wie die „Csardasfürstin“ nur mit Jopie Heesters, ohne Marika Rökk. „Bassza meg az Isten“, flucht der Ungar an dieser Stelle deftig. Note 5

– Alexander Bommes: Er gab sein Bestes als Ersatz-Esther und verglich Basti Fantasti mit Außenminister Genscher, der sich früher im Flugzeug selbst überholt hat. „Weißt Du noch, wo Du heute bist? Wie Du heißt“?“, erkundigte sich Bommes. Der EM-Weltenbummler erinnerte sich gottlob spontan, dass er nicht Lothar heißt. Bommi neigt ja zum Pathos. Und so war er tief gerührt, als er vor dem Spiel im Anstoßkreis stehen durfte: „Demut ist ein großes Wort, aber die sollte man immer schon mal fühlen.“ Schluchz, da wollte man beinahe mitweinen. Insgesamt solide. Aber Florian Silbereisen kann halt auch nicht so einfach Taylor Swift ersetzen. Schon die Csardasfürstin wusste: „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht.“ Note 3

– Bastian Schweinsteiger: Der Genscher ohne gelben Pullunder, der Lonely Boy from Kolbermoor, vermisste seine Esther, wurde im Laufe der Zeit aber zutraulicher. Er würdigte den Astralleib von Thomas Müller: „Des is schon a anderer Körper als bei anderen Spielern.“ Und er ließ sich von Deichgraf Bommes aus Kiel nicht aufschwatzen, dass das zweite Turnierspiel oder der dritte Tag beim Skifahren am gefährlichsten sind: „Beim Skifahren fahr ich am dritten Tag besser als am ersten.“ Note 2

– Tom Bartels: Der Sommermärchenonkel feierte die DFB-Elf schon vor dem Anpfiff enthusiastisch: „Das Warmmachen wirkte überzeugend.“ Angeblich haben wir uns seit dem 5:0 in der Türkei 1975 nicht mehr so fantastisch warmgemacht. Nachdem ihn die brillante Almuth Schult zuletzt bei Frankreich – Österreich nach allen Regeln der Kunst schwindlig analysierte, hatte er diesmal eine neue Taktik auf Lager. Er beschloss, Almuth kurz und klein zu reden, unter anderem mit Erinnerungen an ein legendäres Tor von Lothar Matthäus in Leverkusen kurz nach dem Krieg. Es gelang ihm gottlob nicht. Note 4

– Almuth Schult: Als Bartels in der 20. Minute jammerte, „gegen die Schotten stand’s jetzt schon 2:0“, konterte sie cool: „Ich bin froh, dass es vorher nicht 0:1 stand.“ Und beim vermeintlichen Ausgleich der Ungarn vor der Pause dröhnte der Mann am Mikro noch „Einseins“, als sie längst ahnte: „Wenn das nicht Abseits war!“ Die Almuth erspäht bei jeder Ecke, welche Räume frei sind. Sie ist die Raumdeuterin. Note 1

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