TAGEBUCH

Der kleine Schmuggler-Guide fürs Stadion

von Redaktion

Tage im Stadion sind lang, im Medienzentrum droht der Hungerast wie Jan Ullrich 1998 in den Pyrenäen. Daher: immer versorgt sein. Nur: Mitbringen darf und soll man nichts. Wir hatten in München einen Tag vor dem Eröffnungsspiel extra nachgefragt: Wenigstens ein Äpfelchen? Die Antwort lautete: „Nein, ist ein potenzielles Wurfgeschoss.“ Wegen Kirschen getrauten wir uns nicht weiter nachzufragen – denn es kann gefährlich sein für Jamal Musiala, wenn ich ihm aus 80 Meter Luftlinie einen Kern ins Dribbling spucke.

Doch man kann das Essenmitnahmeverbot auch sportlich nehmen – und versuchen, die Taschen- und Körperkontrollen auszutricksen. Der Autor dieser Kolumne muss sich an dieser Stelle auf die Schulter klopfen. Nach zwei besuchten Spielen führt er gegen die UEFA 2:0. Und freute sich über den Verzehr von Broten, Brezen, einer Walnusschleife, Müsliriegeln und – ja, sie haben es geschafft – fränkischen Herzkirschen.

Hier ist der kleine EM-Schmuggler-Guide.

Ein Reporterrucksack, der durchleuchtet wird wie am Flughafen, muss viel elektronisches Material beinhalten, das die Kontrolleure beschäftigt. Laptop, diverse Ladekabel, Kopfhörercase, Powerbank, Batterien. Es muss genügend Stoff für die Analyse geben – das lenkt ab von den anderen Utensilien.

Kirschen sind wahrscheinlich per se unauffällig, doch man muss sie, um ihren Genuss zu gewährleisten, sicher aufbewahren. Wir raten zu einer kleinen und flachen Box, die sich zwischen Computer und EM-Sonderheft schmiegt, sich einfügt ins Ensemble der Ordnung. Brot in kleine Stücke schneiden, etwa tempopackungsgroß, da schaut kein Security-Mensch genauer hin. Im Großen und Ganzen gehen auch Müsliriegel unter – wobei ich in Stuttgart eine kritische Situation zu überstehen hatte: Ein Riegel war im Sonnenbrillenetui deponiert, ich wurde aufgefordert, es zu öffnen. Gut, dass ich Superhirn die Lesebrille drübergelegt hatte. Riegel bringt man allerdings auch in den Taschen der Cargohose durch, der Metalldetektor schlägt nicht an – und das Handy und die Schlüssel haben wir aufs Band gelegt.

Blöd war nur, dass es in Stuttgart im Medienzentrum Pasta mit Gemüse zu einem fairen Preis gab. Schweren Herzens auf sie verzichtet.

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