Ein Hauch von 14. Juli

von Redaktion

Im Finalstadion geht es für Österreich und Polen schon jetzt um alles – Lewandowski ist heiß

Im Fokus: Rangnick hat für den EURO-Traum dem FC Bayern abgesagt. © IMAGO/Laci Perenyi

Gut gelaunt – in Richtung Achtelfinale? Lewandowski ist zurück, auf dem Rad und auf dem Platz. © IMAGO/PIOTR KUCZA

Stimmt die Richtung? Für Österreichs Nationalteam geht es um alles oder nichts. Gegen Polen wartet ein „klassisches Sechs-Punkte-Spiel“. © IMAGO/nordphoto GmbH / Engler

Berlin – Der Sehnsuchtsort Berliner Olympiastadion war in Sichtweite, als Ralf Rangnick den Feinschliff für Österreichs erstes kleines „EM-Finale“ vornahm. Auf dem Wurfplatz im Schatten der Final-Arena trommelte Rangnick sein Team am Donnerstagmittag zur letzten Trainingseinheit vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Polen zusammen und hielt den Glauben an die eigene Stärke hoch.

Dieser ist unverzichtbar. Das Duell in Berlin am Freitag (18 Uhr), sagte Rangnick, hat schließlich „absoluten Endspiel-Charakter.“ Österreich steht nach der Auftaktniederlage gegen Vize-Weltmeister Frankreich (0:1) in der Hammergruppe D unter Druck. Auch die Polen um Hoffnungsträger Robert Lewandowski müssen nach dem 1:2 gegen die Niederlande liefern. Deshalb, sagte Abwehrspieler Maximilian Wöber, „ist es ein klassisches Sechs-Punkte-Spiel. Polen ist eine richtig gute Mannschaft, die unangenehm zu bespielen ist und wenig Räume hergibt.“

Rangnick setzt auch auf den Heimvorteil. Ganz bewusst hat sich die ÖFB-Auswahl bei der Suche nach einem Quartier für die Hauptstadt entschieden. Das Team residiert im noblen Schlosshotel Grunewald, seit der Ankunft in Deutschland trainiert man auf dem Olympiagelände. Wenn Rangnick wollte, könnte er seine Mannschaft am Freitag und im letzten Gruppenspiel gegen die Niederlande am kommenden Dienstag zum Aufwärmen auf einen lockeren Lauf zum Stadion schicken.

Eine echte und seriöse Option ist das freilich nicht. Zu viel steht schon gegen Polen auf dem Spiel. Eine Niederlage wäre für Rangnick, der für das ÖFB-Projekt sogar eine Offerte von Bayern München ausschlug, ein großer Rückschlag. Daran verschwendet in der Alpenrepublik aber ohnehin niemand einen Gedanken. Die Zuversicht ist groß. „Wir wissen schon, dass wir auf einen Gegner treffen, den wir schlagen können, wenn wir unsere Leistung bringen“, sagte Rangnick.

Mut macht der Auftritt gegen Frankreich um Superstar Kylian Mbappe. Österreich erwies sich gegen die Star-Equipe als ernstzunehmender Gegner. Die gemachten Fehler sind analysiert. „Die Vertikalität hat gefehlt. Wir waren nicht richtig griffig“, sagte Nicolas Seiwald, „wenn wir das auf den Platz kriegen, bin ich überzeugt davon, dass wir einen Sieg einfahren können.“

Ankommen wird es dafür erneut auch Patrick Pentz. Der Torhüter verhinderte gegen Frankreich den ersten EM-Treffer Mbappes – und will nun auch den zweiten Stürmer von Weltniveau aufhalten. Polen hofft noch auf die Rückkehr von Robert Lewandowski, Starstürmer vom FC Barcelona. „Wir sind gewarnt“, sagte Pentz, „aber ich mache mir da keine Sorgen, weil wir einfach richtig stabil sind und in den letzten Spielen sehr, sehr wenig Tore gekriegt haben und das defensiv richtig gut verteidigen.“

Lewandowski will versuchen, das zu ändern. Betont gut gelaunt zeigte sich der Torjäger am Donnerstag bei Instagram radelnd auf dem Heimweg vom Training. Er scheint bereit für die womöglich letzte Chance, bei einem Turnier weit zu kommen. Bei bislang insgesamt fünf Europa- und Weltmeisterschaften steht der Einzug ins Viertelfinale der EM 2016 als größter Erfolg für den 35-Jährigen.

„Gegen Österreich zu gewinnen, ist der Schlüssel. Wir werden alles tun, um so lange wie möglich in diesem Turnier zu bleiben“, sagte Michal Probierz. Mittelfeldmann Przemyslaw Frankowski fügte an: „Es wird ein Kampfspiel, in einigen Momenten auch brutal, aber damit haben wir kein Problem. Wir werden mit unserem Stil dagegenhalten.“ Auch für Polen ist das Berliner Olympiastadion ein Sehnsuchtsort. An diesem Freitag – und eigentlich auch am 14. Juli.
SID

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