Einige brenzlige Situationen musste Deutschland gegen Ungarn überstehen, aber Neuer war zur Stelle. © IMAGO
Zum Schreien gut: Joshua Kimmich und Jonathan Tah ließen ihre Emotionen nach einer Neuer-Parade raus. © dpa
„Zu null zu spielen ist immer gut. Umso schöner, dass es gelungen ist“: Manuel Neuer überzeugte gegen Ungarn. © IMAGO
Stuttgart – Eine Woche ist es erst her, da startete Deutschland in die Heim-Europameisterschaft mit einigen Fragezeichen. Julian Nagelsmann hatte sich bereits früh auf seine Turnier-Startelf festgelegt, doch bei den Fans gab es noch reichlich Skepsis. Auch die Tatsache, dass Manuel Neuer als unumstrittene Nummer eins ins Turnier gehen würde, passte nicht jedem.
Der Legenden-Status von Keeper Manuel Neuer wackelte nach dessen Flutschfinger-Ausrutschern beim FC Bayern und im Länderspiel-Test gegen Griechenland. Nach dem 2:0-Sieg gegen Ungarn und dem vorzeitigen Sprung ins Achtelfinale durfte Neuer glücklicher denn je in den Bus zurück zum Team-Camp steigen. „Wir können uns primär bei Manuel Neuer bedanken“, stellte Abwehrchef Antonio Rüdiger klar.
Was der Innenverteidiger meinte: Schon nach 14 Sekunden war der Keeper nach einem missratenen Anstoßtrick gefordert, es folgten weitere starke Paraden gegen die Ungarn. Wie Joshua Kimmich und Jonathan Tah ihren Schlussmann nach einer Parade feierten, war eines der bisher stärksten Bilder des Turniers. Neuers Leistung war die perfekte Antwort auf die schwelende Torwart-Debatte, auch wenn der Münchner davon nichts wissen wollte. „Im ersten Spiel bin ich auch schon im Turnier angekommen, auch wenn ich nicht viel zu tun hatte“, sagte der 38-Jährige und ergänzte:. „Zu null zu spielen ist aber immer gut. Umso schöner, dass es gelungen ist.“
Zum ersten Mal seit dem EM-Achtelfinale 2016 blieb die DFB-Elf in einem Turnierspiel ohne Gegentor. Es folgten zwölf Partien bei WM- und EM-Turnieren, in denen Neuer immer einen oder zwei Gegentreffer kassierte. Übrigens ist der Bayern-Schlussmann beim Turnier im eigenen Land nun auch auf Rekordjagd: Mit dem Ungarn-Spiel zog er mit seinem 17. EM-Spiel mit Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon gleich. Am Sonntag (21.00 Uhr, ARD/MagentaTV) gegen die Schweiz wird der Münchner zum alleinigen EM-Rekordtorwart. Zudem holt er mit seinem 18. EM-Spiel Ex-Kollege Bastian Schweinsteiger ein, der von 2004 bis 2016 die bislang meisten EM-Partien für die DFB-Elf bestritten hat.
Eine beeindruckende Bilanz. Kein Wunder, dass ARD-Experte und Weltmeister-Kollege Bastian Schweinsteiger eine Lanze für Neuer brach: „Dank Manuel Neuer haben wir es geschafft, ohne Gegentor in die Halbzeit zu kommen.“ Schweini sprach von einer „Weltklasse“-Leistung, die ihn „umso mehr freute“, weil der Schlussmann zuvor so sehr in der Kritik gestanden hatte.
Unterstützung bekam Manu auf alle Fälle von der Tribüne: Ehefrau Anika beobachtete den Gala-Auftritt ihres Mannes, schon beim Eröffnungsspiel war sie vor Ort. Sohnemann Luca musste allerdings zu Hause bleiben. Wenige Tage vor der Ungarn-Partie wurde Neuer nach seiner Vaterrolle während eines Turniers gefragt. Eine neue Situation für den mehrfachen Welttorhüter, der erklärte: „Es macht sehr viel Spaß als Vater. Ich bin auch sehr glücklich und froh darüber. Und ich stehe natürlich im Austausch und freue mich, wenn ich meinen Sohn sehen kann.“ M. BONKE, P.KESSLER