Familienfeier: Marcus Thuram von Inter Mailand mit Vater Lilian. © IMAGO
(Familien-)Geschichte wiederholt sich: Bei der EM in Deutschland treten einige auffällige Akteure in die großen Fußstapfen ihrer Väter.
Francisco Conceicao (Portugal): Mit gewisser Berechtigung lässt sich sagen, dass die Familie Conceicao mitverantwortlich für den fußballerischen Wandel in Deutschland nach der Jahrtausendwende war. Sergio Conceicao erzielte nämlich während der 3:0-Demütigung gegen die DFB-Elf bei der EM 2000 alle Tore für die Portugiesen und beendete damit die rumpelige Ribbeck-Ära. Conceicao selbst prägte eine große Portugal-Ära mit legendären Technikern (Figo) und legendären Tretern (Couto). Francisco Conceicao hat den Torriecher vom Vater geerbt, schoss die Portugiesen bei der laufenden EM zum Sieg gegen Tschechien.
Marcus Thuram (Frankreich): Nur zwei Europameisterschaften lang dauerte die Thuram-Vakanz: Vater Lilian Thuram war letztmals 2008 mit Frankreich dabei, Sohn Marcus erstmals 2021. Noch ist der Senior freilich der erfolgreichere: Lilian, ein Gebirge von Abwehrspieler, dessen nachhaltigste Marotte war, sich zur Irritation von Gegnern vor dem Spiel mit Knoblauchöl einzureiben, war Welt- (1998) und Europameister, ist mit 142 Einsätzen Frankreichs Rekord-Feldspieler. Der Ex-Gladbacher Marcus (nun Inter Mailand) musste die dramatische Final-Pleite bei der WM 2022 verkraften, hat sich als Stürmer in der Equipe tricole aber etabliert.
Federico Chiesa (Italien): Enrico Chiesa hatte viele Probleme. Sie hießen Vialli, Ravanelli, Mancini, Vieri oder Signori. Weil Italien in den Neunzigern ein ganzes Füllhorn an Weltklasse-Stürmern besaß, kam der UEFA-Cup-Sieger und -Torschützenkönig (1999 mit Parma) erst mit 25 zu seinem Länderspiel-Debüt, lediglich 17 Länderspielen und zwei EM-Einsätzen beim Vorrunden-Aus 1996 – darunter gegen Deutschland (0:0). Sohn Federico (48 Länderspiele) ist da schon weiter, er spielt seine zweite EM nach dem Titelgewinn 2021.
Kasper Schmeichel (Dänemark): Der Vater ein Torwart-Denkmal, der Sohn ein Torwart-Denkmal: Peter Schmeichel (121 Länderspiele) wurde 1992 mit den dänischen Nachrückern Sensations-Europameister und gewann 1999 mit ManUnited das denkwürdige Champions-League-Finale gegen die Bayern. Kasper (102 Länderspiele) ist mittlerweile auch schon 37 Jahre alt, war 2016 mit Leicester der absolute englische Underdog-Meister, und ist bei seiner dritten EM immer noch Dänemarks Nummer eins.
Ianis Hagi (Rumänien): Wie fürchterlich schwer es ist, sich als Sohn einer Fußball-Lichtgestalt aus deren Schatten zu spielen und sich als Profi zu emanzipieren, mussten Diego Maradona jr., Stephan Beckenbauer oder Enzo Zidane erfahren. Gheorghe Hagi war eine solche Lichtgestalt, der beste rumänische Fußballer der Geschichte, einer der besten Zehner jemals. Ianis Hagi (25), Spielmacher wie der Vater, hat sich mit dem Erbe-Rucksack arrangiert und eine respektable Profi-Karriere hingelegt. Nach dem starken EM-Start beim 3:0 gegen die Ukraine will Ianis das schaffen, was Gheorghe 2000 gelang – die EM-K.o.-Runde erreichen.
SID