ZUM TAGE

Es gibt keinen klaren Favoriten

von Redaktion

Bislang wirkt kein Team unschlagbar

Der Unterschied war enorm: Als am Donnerstagabend das Programm vom Spiel der Engländer zu Spanien gegen Italien wechselte, machte das Fußballgucken auf einmal wieder Spaß. Das lag jedoch nicht daran, dass die Spieler auf dem Platz plötzlich bessere waren: Englands Kader ist gespickt mit Superstars, Kane, Foden oder Bellingham sind in ihren Vereinen eine wahre Attraktion. Trotzdem wirkten sie gegen Dänemark ähnlich träge wie schon beim müden 1:0-Auftakt gegen Serbien. Die vier gewonnenen Punkte sind für den Favoriten in Ordnung, berauschend waren die Spiele aber nicht.

Man könnte natürlich anführen, dass Fußball ein Ergebnissport ist – besserer Fußball (und vor allem: Tore) erhöhen aber die Chancen, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Umso verwunderlicher ist es, dass neben England auch Frankreich bei dieser EM vor allem auf Kontrolle setzt. Sie sind der zweite Favorit, dessen Kader zwar besser und vor allem teurer besetzt ist, vor dem sich die deutsche Mannschaft aber trotzdem nicht verstecken muss.

Und auch Portugal hat zwar gewonnen, wirkte spielerisch aber nicht gerade angsteinflößend. Aktuell scheint es fast, als könnte Spanien zum großen Konkurrenten auf dem Weg zum Titel werden. Nach den überzeugenden Siegen gegen Kroatien (3:0) und Italien (1:0) sind die Iberer nicht nur ergebnistechnisch im Soll, sondern haben dabei auch zwei starke Gegner bezwungen. Ihre Mannschaft ist in der Spitze nicht mehr so stark besetzt wie noch vor ein paar Jahren, als Team funktionieren sie dennoch. Die Mischung aus Passspiel-Metronomen wie Rodri und Pedri und aufregenden Talenten wie Williams und Yamal sorgt für spektakulären Fußball. Trainer de la Fuente findet die richtige Balance zwischen Angriff und Stabilität. Sollten beide Gruppensieger werden, würde Deutschland im Viertelfinale auf die Spanier treffen.

Wer sich neben den großen Teams zur Überraschung des Turniers aufschwingt, zeigt sich in den letzten Gruppenspielen. Die Türkei hat mit Yildiz und Güler zwei Spieler in ihren Reihen, die das Potenzial zum Shootingstar haben. Auch der Kader von Dänemark und Österreich ist stark genug, um an guten Tagen jede Mannschaft vor Probleme zu stellen. Und dann gibt es noch die deutsche Elf, die bislang für Euphorie gesorgt hat. Ihr erfrischender Offensiv-Fußball führt nicht zwingend zum Titel – er erhöht aber die Chancen. vinzent.tschirpke@ovb.net

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