Torflaute im Gigantenduell

von Redaktion

Niederlande wie Frankreich lassen zu viele Chancen ungenutzt und müssen nun nachlegen

Die Verzweiflung nutzt nichts: Der Treffer von Xavi Simons wurde aberkannt. © IMAGO

Wieder nichts: Alleine Antoine Griezman (l.) ließ zahlreiche gute Torgelegenheiten ungenutzt. © IMAGO

Leipzig – Kylian Mbappé pustete auf Bank tief durch, dann schlurfte der Superstar der Équipe Tricolore mit der Maske in der Hand auf den Rasen und klatschte mit Bondscoach Ronald Koeman ab. Beim 0:0 gegen die Niederlande schmorte der 25-Jährige am Freitagabend in Leipzig zuvor 90 Minuten auf der Bank und musste von dort mit ansehen, wie seine Teamkollegen vier Tage nach seinem Nasenbeinbruch zu viele Chancen vergaben – und dann Glück hatten, dass ein Treffer der Elftal wegen einer Abseitspostion nicht gegeben wurde. Vor 40 000 Zuschauern verpassten sowohl die Franzosen als auch die Niederländer den vorzeitigen Einzug in das Achtelfinale.

„Ich hatte zwei super Chancen, die bleiben dir in den Füßen hängen und das ist schon schade. Gearbeitet haben wir, in der Defensive waren wir gut, taktisch waren wir gut. Es fehlt einfach nur dieses verdammte Tor für die Angreifer“, sagte Frankreichs Stürmer Antoine Griezmann.

Trotz Maske und Training reichte es für Mbappé dann doch nicht zu einem Einsatz, was auch einen Umbau der Mannschaft nach dem 1:0 gegen Österreich erforderte. Trainer Didier Deschamps schickte also Antoine Griezmann, diesmal auch der Kapitän, noch weiter in den Angriff.

Doch waren es nicht die Franzosen, die für die erste starke Szene der Partie sorgten. Nach nur 57 Sekunden wären beinahe die Niederländer in Führung gegangen und das durch eine Bundesliga-Co-Produktion. Xavi Simons von RB Leipzig spielte auf seinem Heim-Terrain den Ball auf Jeremie Frimpong. Der Angreifer von Double-Gewinner Bayer Leverkusen scheiterte aber an Frankreichs Keeper Mike Maignan.

Es blieb turbulent und intensiv – in der Anfangsphase entwickelte sich ein rasantes Spiel mit hohem Unterhaltungswert. Mittendrin immer wieder Griezmann. Zuletzt schon leicht angesäuert, weil er nicht so zentral gespielt hatte, wie er es mag, wirbelte er trotz einer Art Sonderbewachung ordentlich durch die niederländischen Defensivreihen.

Nur vorm Tor klappte es nicht: Zuerst scheiterte er an Torwart Bart Verbruggen (4.), dann trat er aus sechs Metern in allerbester Position über den Ball (14.), ehe er kurz danach auch noch knapp daneben zielte (15.) und es mit seinen 1,76 Metern sogar mit einem Kopfball kurz vor der Pause versuchte.

Knapp 30 Minuten machten beide Mannschaften Druck, die Niederländer hatten nach der ganz frühen Frimpong-Chance die zweite starke Szene in der 16. Minute. Aber auch gegen Cody Gakpo war Maignan zur Stelle. Auf dem hohen Niveau ging es aber nicht weiter, es schlichen sich immer wieder Abspielfehler auf beiden Seiten ein, ehe es in die Pause ging.

Auch beim Wiederanpfiff stand Mbappé nicht auf dem Platz, beide Trainer wechselten nicht. Als Deschamps sechs Spieler zum Aufwärmen schickte, war er auch nicht dabei. Die Niederländer begannen druckvoller. An das Niveau der Anfangsphase kam die Partie zwar nicht ran, Chancen gab es dennoch – allerdings für die stärker werdenden Franzosen: In der 60. für Thuram, drei Minuten danach für den neu in die Startelf gerückten Aurélien Tchouaméni.

Dann traf Simons. Und das vor der Kurve der Oranje-Fans. Der Jubel kam aber zu früh. Der Videoschiedsrichter überprüfte die Szene. Bierbecher flogen. Mehr als zwei Minuten später stand fest: Kein Tor. Teamkollege Denzel Dumfries stand im Abseits, weil er Frankreichs Keeper im Weg gestanden hatte. Es blieb beim 0:0 – dem ersten bei diesem Turnier.
DPA

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