Farben sind wichtige Kommunikationsmittel. Das wissen wir aus der Sekundärliteratur zu den Olympischen Spielen 1972 in München. Für die hatte Design-Papst Otl Aicher vorgegeben: Bloß kein Rot, das ist zu kriegerisch, nur sanfte Töne, helles Blau, bleiches Grün, ein fast ins Weiß verblassende Gelb. Der Code eines neuen, freundlichen, guten Deutschlands.
Welche Farbe hat eigentlich die Fußball-EM 2024? Auf den ersten Blick: viele, eigentlich alle. Auf dem offiziellen Logo wird der Pokal, um den gespielt wird, von 22 Farbfeldern umgeben. In deren Anordnung erkennt man eine deutsche Flagge, eine italienische, französische, und irgendwie ist das Logo auch ungarisch, ukrainisch, rumänisch.
Wenn man eine Hauptfarbe identifizieren will, ist es ein tiefes, ein sattes Blau. Das tragen auch alle, die bei dieser EURO angestellt sind. Es war in einem TV-Beitrag zu sehen: Blick in die Kommandozentrale des Organisationskomitees der EM in Frankfurt, die Mitarbeitenden saßen vor Monitoren wie die Raumfahrttechniker in Cape Canaveral vor dem Start, und alle waren sie in dieses markante Blau gewandet. Sogar die Geschäftsführer Markus Stenger und Mex Schär zeigen sich im Einheitslook der OK-Army. Bei den blauen Menschen, die in den Stadien arbeiten, kommt ergänzend ein an der Uniform angebrachtes Walkie-Talkie dazu. Zivil trägt von den Obersten lediglich Turnierdirektor Philipp Lahm.
Die Zweitfarbe ist ein kräftiges Grün. Es grundiert alle Hinweisschilder der EURO, die anzeigen, wohin man gehen muss oder was zu tun ist in bestimmten Zonen, zum Beispiel „Kiss and Ride“. Küsse und reite? Früher sagte man Haltestelle, an der man jemanden aussteigen lassen kann.
In grüne Klamotten hat man alle Volunteers gesteckt. Wer sich schon öfter zum Freiwilligendienst gemeldet hat, erinnert sich an dezentere Kollektionen und tröstet sich mit einem „Okay, mal was anderes“. Etwas verunstaltet werden die Jacken und Shirts von einem Sponsor aus der Versicherungsbranche, dem eine ausgeuferte Party in Budapest vor vielen Jahren ewig nachhängen wird. Da spielte das Farbsystem bei den Einlassbändchen eine nicht unwesentliche Rolle. Ergo fraglich, ob man das nach der EM noch einmal anziehen will.