Im Namen des Vaters

von Redaktion

In Dänemark heißt Leipzigs Poulsen „Yurary“ – und will die DFB-Elf fordern

Anders als in Leipzig: Poulsen als „Yurary“. Für Dänemark trägt er schon immer diesen Namen. © IMAGO

München – Lang, lang ist‘s her, aber sicher ist: Shihe Yurary hat 1992 mitgefiebert, als Dänemark Deutschland letztmals in einem EM-K.o.-Spiel forderte. 1992 war das, und der Jubel war freilich groß am Ende dieses Finals, das die Dänen als Europameister beendeten (2:0). Heute, 32 Jahre später, kann Shihe Yurary († 1999) nicht mehr die Daumen drücken, wenn Dänemark im Achtelfinale womöglich auf Deutschland trifft. Aber sein Sohn könnte eine Hauptrolle spielen – und „Yurary“ so mittendrin statt nur dabei sein.

Manche wissen es schon, manche nicht, andere haben vergessen, was alle zwei Jahre wieder aktuell ist: Wer Yussuf Poulsen dieser Tage von hinten auf dem Feld sieht, liest über der Nummer 20 den Namen „Yurary“. Die Erklärung: Als der Leipziger Flügelflitzer sechs Jahre alt war, starb sein Vater Yurary an Krebs, in der Heimat und im Nationaltrikot lässt er sein Trikot daher mit dessen Namen (und seinem Zweitnamen) beflocken. „Ich verbinde jedes Spiel mit ihm“, sagt der 30-Jährige über den Mann, der zwar nur Hobbykicker war, ihn aber zum Fußball brachte. Poulsen ist der frühe Verlust sehr nahe gegangen: „Wir haben lernen müssen, ohne ihn zu leben.“ Noch heute versucht er, mindestens einmal im Jahr die Heimat seines Papas Tansania zu besuchen.

In Turnierjahren ist das freilich schwieriger, aber er trägt den Papa ja immerhin auf dem Rücken. Wie oft das heuer noch der Fall sein wird, entscheidet sich heute Abend (21 Uhr) in München. Nicht allzu glücklich ist der EM-Halbfinalist von 2021 über die bisherige Ausbeute von zwei Punkten. Immerhin war das Remis gegen England aber ein deutlicher Fortschritt zum enttäuschenden 1:1 zum Start gegen Außenseiter Slowenien. Beim Gruppenfinale gegen Serbien sollte ein Dreier gelingen, um sicher ins Achtelfinale einzuziehen. Poulsen – bzw. Yurary – wird dabei wohl wieder als Joker helfen. Ginge es danach aber als Gruppenzweiter am Samstag im Achtelfinale gegen den Gastgeber, könnte er nach elf Jahren in Leipzig mit Insiderwissen aufwarten. Was er schon vor den Gruppen-Showdown verriet: dass er Deutschland „gerne als Gegner“ hätte.

Ein weiteres Vorrunden-Aus wie bei der WM in Katar wäre unter den Ansprüchen des Teams von Kasper Hjulmand. Und Poulsen spielt ohnehin so gerne als „Yurary“, dass es bitte, bitte noch nicht vorbei sein soll. HANNA RAIF

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