Mut zu Lücke!

von Redaktion

Torschütze Füllkrug empfiehlt sich für einen Stammplatz

Lückenbüßer? Füllkrug sicher nicht… © Imago

Ein echter Torjäger: Füllkrug stieg zwar nicht so hoch wie Rüdiger, erwischte aber als Erster den Ball. © IMAGO

Stuttgart – In dem bei Fußballprofis auch aus Gründen der Selbstvermarktung bevorzugten Austauschkanal hat es David Raum kurz nach Mitternacht noch geschafft, seiner freudigen Erregung Ausdruck zu verschaffen. Begleitet von einem einsamen Jubelbild postete der Linksverteidiger auf Instagram den Satz; „Fühlt sich nicht soooo schlecht an.“ Torschütze Niclas Füllkrug reagierte prompt löblich auf Raums Insta-Profil: „Flankengott.“

So werden fußballhistorische Momente im Jahr 2024 virtuell begangen. Als ein solcher dürfte sich Flanke Raum/Kopfball Füllkrug aber nur dann im kollektiven Gedächtnis fixieren, wenn die deutsche Nationalmannschaft den Ausgleich zum 1:1 gegen die Schweiz mit Erfolgen in der bevorstehenden Ausschlussrunde abrundet. So, wie das beim Sommermärchen 2006 der Fall war, bei diesem epischen Odonkor/Neuville-Moment im WM-Gruppenspiel gegen Polen, als in der Zusammenarbeit der beiden Joker das 1:0 brachial gefeiert wurde.

Füllkrug reiht sich mit seinem nahezu perfekten Kopfballspiel in eine Ahnenreihe deutsche Kopfballungeheuer hinter Uwe Seeler, Horst Hrubesch und Miroslav Klose ein. Tief in der Nacht beschrieb er im Bauch der Arena sehr genau, wie ein solches Tor überhaupt fallen kann: Es sei „wichtig“ gewesen, „dass David vor der Flanke den Kontakt noch mal nach vorne nimmt. Dadurch kommt die Schweizer Abwehrkette ins Fallen. Deshalb kann ich mich von meinem Gegenspieler absetzen.“

Linksfuß Raum erzählte nach seinen ersten EM-Turnierminuten im dritten Spiel, dass die Perfektion der Zusammenarbeit keineswegs dem Zufall geschuldet ist. Er habe einen „brutal geilen Turniermoment“ erlebt, „auf den ich mich lange vorbereitet hatte“, sagte der 26-Jährige. Und: „Ich habe Fülle schon beim Aufwärmen gesagt: ,Wenn wir beide reinkommen, weiß du Bescheid, wenn ich den Ball kriege.‘

Raum und Füllkrug nehmen sich laut gemeinsamer Selbstauskunft nach Trainingseinheiten regelmäßig noch Zeit, um genau diese Situation einzuüben. „Ich kriege im Training oft am Ende noch Flanken von David und ich versenke die Dinger“, offenbarte Füllkrug breit lächelnd, „Heute hat es sich rentiert, dass wir das tun“, freute sich der Vorbereiter über den Fülle/Raum-Moment. Füllkrug seinerseits vergaß nach seinem bereits 13. Tor im 19. Länderspiel nicht, darauf hinzuweisen, dass er es in seiner bewegten Karriere eigentlich nicht gewohnt sei, als Einwechselspieler zu fungieren. Nun verrichtet er seinen Joker-Job allerdings derart zuverlässig, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann wenig Anlass sieht, den Angreifer ab sofort von seiner ihm zugedachten Aufgabe zu befreien, und zwar deshalb, „weil er es super macht. Das ist Freud und Leid für ihn zugleich.“ JAN-CHRISTIAN MÜLLER

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