Der neue Wirbelwind des FC Bayern: Offensivspieler Olise (r.) im Frankreich-Trikot. © IMAGO, X
Zusammen nach Paris? Trainer Henry mit Olise (l.).
München – Vincent Kompany kennt sich mit geplatzten Olympia-Träumen aus. Der frühere Abwehr-Spezialist wurde für das Großereignis 2008 in die Nationalmannschaft von Belgien berufen. Nachdem der oberste Sportgerichtshof CAS bestätigt hatte, dass Bundesligavereine ihre Spieler für die Olympischen Spiele im chinesischen Peking nicht abstellen müssen, wurde Kompany nach der Vorrunde zum Hamburger SV zurückbeordert.
Damals ein Riesen-Tamtam inklusive einer Geldstrafe von 100 000 Euro, die die sein damaliger Verein ihm für seine um einen Tag verspätete Rückkehr aufgebrummt hatte. „Ich hatte das Gefühl, dass der HSV seine Macht gegenüber einem Spieler missbrauchte“, sagte Kompany damals der Sportbild.
Mittlerweile ist der Belgier neuer Trainer des FC Bayern. Und zwei seiner Spieler befinden sich in einer ähnlichen Lage wie er selbst vor 16 Jahren.
Das französische Offensiv-Juwel Mathys Tel erhielt keine Freigabe des deutschen Rekordmeisters zur Teilnahme an den Olympischen Spielen, die vom 24. Juli bis 9. August in Paris stattfinden werden. Die große Frage: Wie entscheiden sich die Münchner im Falle von Tels Nationalmannschaftskollegen Michael Olise?
Der Angreifer steht kurz vor einem Wechsel von Premier-League-Club Crystal Palace zum FC Bayern. Olise soll einen Vertrag bis zum 30. Juni 2029 erhalten und etwa 60 Millionen Euro Ablöse kosten. Viel Geld für den 22-jährigen Offensivspieler, der sich aktuell bei der französischen Olympiamannschaft befindet.
Olise ist hochmotiviert, im Sommer beim Großevent in Paris teilzunehmen. Französische Medien erwarten, dass Bayern ihm auf seinen Wunsch hin die Teilnahme am Turnier ermöglicht. Allerdings: Damit würde Olise den Großteil der Vorbereitung sowie die Asien-Reise mit seinem neuen Verein verpassen. Offizieller Trainingsstart unter Kompany ist am 15. Juli an der Säbener Straße. Vom 31. Juli bis zum 5. August sind die Münchner auf der Audi Summer Tour in Südkorea. Trotzdem plant Frankreich-Trainer Thierry Henry bei Olympia fest mit Olise.
Der Spieler, der im Londoner Stadtteil Hammersmith als Sohn eines nigerianischen Vaters und einer französisch-algerischen Mutter geboren wurde, hatte sich zuletzt zur Equipe tricolore bekannt. „Wir wissen, dass er viele Möglichkeiten hat, aber er will für Frankreich spielen. Man muss seinen Wunsch lobend hervorheben, dass er für die französische Nationalmannschaft spielen will“, so Henry. „Wäre er Engländer, wäre er schon längst gegangen, um dort zu spielen. Er hätte die andere Wahl treffen und mit der englischen Mannschaft bei der Europameisterschaft spielen können, wie Eberechi Eze von Crystal Palace. Aber er will für Frankreich spielen, obwohl er weiß, dass er bei der EM nicht dabei sein wird.“
Olise und die Olympischen Spiele in Paris – für Frankreich wäre seine Teilnahme sicherlich von Vorteil, für ihn selbst wäre es eine wohl einmalige Chance. Mit Blick auf den FC Bayern wäre eine Turnier-Absage, auch schweren Herzens, wohl vorteilhafter. So könnte er sich von Anfang an unter Kompany für die Startelf empfehlen. HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER