Fliegt Dänemark in der nächsten Runde? Das ist das Ziel der DFB-Elf. Gegen Serbien reichte Dolberg und Co. ein 0:0. © IMAGO
Heißer Kampf: Der Däne Andersen gegen den Serben Mitrovic. Das 0:0 wurde am Ende hitzig. © IMAGO
München – Mückenplage hin oder her: So ein herrlich sommerlicher Fußballabend muss auch in Herzogenaurach genossen werden. Und selbst wenn er am Ende in geschlossenen Räumlichkeiten stattgefunden hat, hat sich der Blick der DFB-Kicker vor allem auf die Partie in München gerichtet. Dänemark war vor dem Abschluss der Gruppe C der wahrscheinlichster Gegner im Achtelfinale, das an diesem Samstag (21 Uhr) ausgetragen wird; alle Augen also auf das Abschluss-Duell mit Serbien. Allerdings war der Abend lang und spannend. Und weil die Gruppe halt auch noch so viele möglichen Konstellationen bot, konnte man sich erst mit Abpfiff sicher sein, dass in Dortmund nach dem 0:0 tatsächlich Dänemark wartet.
Zweiter war die Elf von Kasper Hjulmand vor Anpfiff gewesen, Zweiter war sie zur Halbzeit – und Zweiter war sie auch nach 90 Minuten. Allerdings gelang der Einzug in die K.o.-Runde punkt- und torgleich mit Slowenien nur über die Fairplay-Wertung. Slowenien hat insgesamt sieben Gelbe Karten kassiert (u. a. durch Co-Trainer Novakovic), Dänemark nur sechs. Hitzig ging es zu in der lautstarken Münchner Arena – und auch wenn die Dänen spielerisch nicht überzeugen konnten, wussten es die Fans von „Danish Dynamite“. Warum Yussuf Poulsen sagt, es fühle sich „wie eine Heim-EM“ an, konnte man in vielen Momenten nachvollziehen. Die deutsche Elf braucht also den zwölften Mann und Auftritte wie gegen Schottland und Ungarn. Dann muss ihnen vor dem EM-Halbfinalisten von 2021 nicht bange sein.
Zumindest, wenn sich die Hjulmand-Elf nicht in den Punkten Effizienz und Kreativität steigert. Zwar blitzte die individuelle Klasse eines Christian Eriksen oder Rasmus Hojlund immer wieder auf und wird auch Julian Nagelsmann bewusst sein. Es gelang aber nicht, Zählbares mitzunehmen. Die „Leidenschaft“, die „Qualität“ und das „Feuer“, das der dänische Coach am Donnerstag beim 1:1 gegen England gesehen hatte, war in München zu selten zu erkennen. Das dritte Remis im dritten Spiel reichte immerhin, ein weiteres frühes Scheitern nach dem Vorrunden-Aus bei der WM in Katar abzuwenden. Die Serben hingegen werden ab sofort nur noch Zuschauer sein.
Dass die Fans auf den Rängen alles geben würden, hatte sich schon mittags angebahnt: Einen großen Aufgalopp hatte es in der Münchner Innenstadt gegeben; auf dem Rasen aber fehlte es an jener Intensität und zündenden Ideen, die man von einem Achtelfinalisten erwartet. Ob es die Nervosität war? Jedenfalls schlichen sich aufseiten der überlegenen Favoriten genauso Fehler ein wie im serbischen Team von Dragan Stojkovic. Die Partie war nicht langweilig, aber eben auch nicht hochklassig.
Die besseren Chancen jedenfalls hatten die Dänen, bei denen vor allem Christian Eriksen antrieb. Der Kapitän war es auch, der in der ersten Sturm- und Drangphase ein Ausrufezeichen setzte (21.). Genau wie sein Schuss aber verfehlten die Versuche von Rasmus Hojlund (32.) und Jonas Wind (39.) das Tor. Wichtiger als die Chancen war vor dem Seitenwechsel also die Kartenstatistik: Zwei Gelbe waren es bis dato, aber Slowenien hatte noch mehr.
Auch nach der Halbzeit war Dänemark überlegen, aber kurzzeitig unter Schock: Der Ball zappelte nach einem Andersen-Eigentor im Netz, das Tor aber zählte wegen einer Abseitsposition nicht. Es wurde hitziger, je länger die Uhr tickte. Die erlösende Dänen-Führung hatte Jannik Vestergaard auf dem Kopf (65.), aber der Ball wollte einfach nicht rein. Vielmehr kamen die Serben zu immer mehr Abschlüssen. In der Schlussphase erhitzte dann ein Flitzer die Gemüter. Die Dänen jubelten, na klar!
Das taten sie auch nach Abpfiff. Remis können sie, das wissen übrigens auch die Deutschen. Die letzten beiden Duelle (2017 und 2021) endeten 1:1. Sollte das am Samstag passieren, sind Überstunden nötig. Vor einem möglichen Spanien-Kracher im Viertelfinale sollte man das tunlichst vermeiden. HANNA RAIF, VINZENT TSCHIRPKE