England erschreckend einfallslos

von Redaktion

Mit 0:0 gegen Slowenien zum Gruppensieg – Kane wirkt schwerfällig

Den berühmten Schritt zu spät: Harry Kane verpasst eine gute Vorlage. © dpa/Marius Becker

Köln – So war das allseits getippt worden: England Sieger der Vorrundengruppe C. Und so kam es. Ein 0:0 gegen Slowenien genügte dafür. Es war ein 0:0 der Kategorie schnöde. Für Slowenien fühlte es sich aber schön an: Mit drei Unentschieden auf Platz drei und ins Achtelfinale.

Eine der großen Fragen des Turniers lautet: Wann tritt England mal so auf, wie es die Namen des Kaders hergeben und die Quoten der Wettbüros, die das Team als Titelfavoriten führten? Die bisher erspielten vier Punkte reichten ja schon, um ins Achtelfinale zu kommen – aber es ging noch um die Position, den nächsten Gegner und auch die Botschaft nach innen: Die „Three Lions“ sollten dem Selbstbewusstsein was Gutes tun.

Eine Szene, die das Potenzial der Engländer aufzeigte, fand in der 20. Minute statt. Da lösten sie sich aus dem Trott, den Slowenien ihnen aufgezwungen hatten, sie kamen ins Tempo und ins Kombinieren, in letzter Instanz passte Phil Foden zur Mitte, wo Bukayo Saka den Fuß hinhielt und die Arme zum Torjubel hochschnellen ließ. Doch genauso fix war auch die Fahne des Schiedsrichter-Assistenten nach oben gegangen, denn bereits Vorbereiter Foden war im Abseits erwischt worden. Nicht eingebunden in diese Szene war Harry Kane. Der Bayern-Stürmer wirkte schwerfällig, sein Aktionsradius war gering, und wenn er an den Ball kam, hatte er sofort einen Gegenspieler an den Hacken. Eien Halbchance hatte er (40. Minute), verfehlte aber am langen Pfosten eine Flanke von Trippier.

Slowenien agierte vorsichtig, die Vorstöße waren zaghaft. Etwas Dribbling um den Strafraum herum, in der Hoffnung, das Sturmjuwel Benjamin Sesko zu finden. Oder gefoult zu werden und einen Freistoß oder im Sechzehner einen Elfmeter zu bekommen. England wirkte auch in der Defensive träge an diesem Sommerabend in Köln.

Zweite Halbzeit – mit englischen Besserungsvorsätzen. .Kane ließ sich mal ins Mittelfeld fallen, Jude Bellingham sprintete in die Spitze (wo ihm aber der Ball versprang, 54.). Eine Serie von Kopfbällen vor dem Tor des slowenischen Keepers Oblak und ein Fallrückzieherversuch von Saka, der aber nicht den Ball, sondern die Wange eines Verteidigers traf, unterstrichen das gesteigerte Engagement (58.). Doch wer aufrückt. läuft Gefahr, ausgekontert zu werden. Wäre in der 68. Minute fast passiert. Geuhi fing Sporar mit einem Trikotgriff ein – Gelb.

Mit Cole Palmer vom FC Chelsea brachte Englands Coach Gareth Southgate einen Sprinter, der belebend wirkte. Und Slowenien gab mit der Auswechslung von Sesko die offensiven Ambitionen auf. Das Spiel hatte sich bei über 70-prozentigem Ballbesitz für die Briten eingependelt.

Die Statik des (Nicht-)Geschehens war auch durch Standardsituationen nicht aufzubrechen. Auch aus guten Positionen schlug Trippier, der Freistoßbeauftragte, die Bälle eher weg vom Ziel als auf es zu. Schwach. GÜNTER KLEIN

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