Da war noch alles gut: Die Präsidenten Schwabl (Haching/l.) und Reisinger (1860) bei unserem Derbyinterview im April. © Sampics
Transfer-Coup: 1860-Sportchef Werner präsentiert Schifferl.
München – Hässliche Gartenzwerge. Zweige, die über den Zaun hängen. Zigarettenqualm oder Kindergeschrei. Es braucht oft nicht viel, damit aus Nachbarn Feinde werden. Bei benachbarten Fußballvereinen ist das nicht anders. Momentan dürfte man im Hachinger Sportpark wenig Menschen finden, die bei 1860 freiwillig einen Gieß- oder Gassidienst übernehmen würden – weil der Lokalrivale alles dafür tut, dem kleinen Nachbarn die besten Spieler wegzunehmen.
Los ging‘s mit Patrick Hobsch (29), der seine Tore künftig lieber beim Ex-Verein seines Vaters schießen will, vergütet mit einem Haching-Gehalt plus X. Als Nächstes machten sich die Löwen an René Vollath (34) ran, der die Idee reizvoll fand, Marco Hiller herauszufordern, anstatt Mentor für U 17-Weltmeister Konstantin Heide zu spielen. Weil der Kontakt nur über den Spieler lief, war Manni Schwabl erstmals auf 180 und bestellte Vollath zum Rapport. Der Transfer liegt seitdem auf Eis – genauso wie die diplomatischen Beziehungen. Schließlich die Causa Raphael Schifferl (24): Der Abwehrspieler, ausgeliehen vom Wolfsberger AC, stieg im Sportpark zu einem der besten Innenverteidiger der 3. Liga auf: 37 Einsätze, alle über 90 Minuten. Natürlich hatten die Rot-Blauen Hoffnung, ihre Entdeckung halten zu können – bis erneut die Löwen dazwischengrätschten und den Österreicher zu einem Kurswechsel überredeten.
Ist das Wildern von 1860-Sportchef Christian Werner einfach nur clever oder schon ein grobes Foul unter Nachbarn? Im April saßen die Präsidenten Schwabl und Robert Reisinger einträchtig beim Bier, betonten beim Derbyinterview ihr gutes Verhältnis. Jetzt herrscht Eiszeit. Im Sportpark ist man sauer – und bei 1860 sagt man sich: Ein anderer Lokalrivale ist mit dieser Transferleitlinie – Kader stärken, indem man Rivalen schwächt – Rekordmeister geworden.
Auf Nachfrage unserer Zeitung gibt sich Reisinger Mühe, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, stichelt lieber gegen jene, die den alten Kader gebaut haben, mit dem 1860 Platz 15 belegte: „Für mich schaut alles strukturierter aus als letztes Jahr.“ Generell, findet er, sei Werners Wildern „eine Auszeichnung“ für Hachings Kaderplaner. Reisinger hofft, dass es sein Weißbierfreund sportlich nimmt: „Der Manni kennt das Geschäft genauso wie ich. Ich nehme ihm nichts persönlich – und ich hoffe, er hält es genauso.“ ULI KELLNER