Am Tag nach der 90.+8-Pointe: Große Freude bei der Schwiegerfamilie – aber hier und dort auch italienisches Wehklagen. Ein O-Ton, aufgeschnappt am Münchner Isarufer: „Diese Mannschaft isse nikte gut, nikte stabil.“ Stabil ist nur die Erkenntnis: Geschimpft aufs eigene Team wird überall.
Speziell bei großen Fußballnationen, die ihren Anhang allzu oft verwöhnt haben. Okay, bei den letzten vier WM-Turnieren lief es semigut für den Vierfachweltmeister, aber meine Italienerin sagt: In Russland und Katar wollte man gar nicht dabei sein. Jedes Kind südlich der Alpen weiß: 1:0-Siege sind auch schön. Und warum früher treffen, wenn ein 1:1 in Minute 90.+8 noch mehr „Emozioni“ auslöst?
Klar: das aktuelle Team hat nicht die Ausstrahlung, die es hatte, als hinten noch die Charmebolzen Chiellini/Bonucci abräumten – und vorne Pirlo den Rest regelte. Aber: Auch 2021 war Italia minimalistisch unterwegs, siegte einmal in der Verlängerung und zweimal im Elfmeterschießen. Wer so schwer zu schlagen ist, kann seinen Titel auch verteidigen.