In neuen Farben: Primoz Roglic will sie demnächst gegen gelb tauschen. © IMAGO
Salzburg – Seit vergangenem Mittwoch ist die neue Zeit also auch für Jedermann sichtbar. In der Glitzerwelt von Red Bulls Hangar 7 am Salzburger Flughafen steht seither ein Fahrrad. Natürlich eines jener Original-Fabrikate, die von diesem Samstag an auch bei der Tour de France im intensiven Einsatz sind.
„Es ist das beste Fahrrad der Welt“, sagte Rolf Aldag, der sportliche Leiter des Rennstalls, der sich nun auch offiziell Red Bull Bora-hansgrohe nennt. Und egal ob die rund 16 000 Euro teure Entwicklung diesen Anspruch tatsächlich erfüllt – alleine Aldags Satz sagt schon viel über den Wandel, den der Raublinger Rennstall mit der Mehrheitsübernahme durch den neuen Geldgeber vollzieht.
Man denkt nun groß, will über kurz oder lang neue Maßstäbe im Zweirad-Geschäft setzen. Und es ist natürlich kein Zufall, dass man für die Premiere der roten Bullen auf einem Profi-Radtrikot gleich die alles überragende Bühne Tour wählte. Man wähnt sich bereit für einen ersten großen Schlag auch wenn das Personal, das in den nächsten drei Wochen durch Frankreich tourt, streng genommen noch ein Relikt aus der Vor-Dosenzeit ist.
Primoz Roglic gab Teamchef Ralph Denk schon lange vor dem weißen Rauch aus Österreich das Ja-Wort. „Ralph hat sich mit ihm schon geeinigt, bevor er das Geld für ihn in der Hand hatte“, sagte Dan Lorang, als Leiter Entwicklung so etwas wie der Visionär des Rennstalls, „was zeigt, wie sehr er an die Zukunft glaubt.“
Wobei der leicht angejährte Roglic für den Rennstall eher ein Projekt für den Moment ist. Auch am Mittwoch konnte man das aus den Worten der Macher schon herauslesen. Zumindest jetzt ist der 35-Jährige die beste Option für den Kampf gegen den alles überstrahlenden Tadej Pogacar oder den angeknacksten Titelverteidiger Jonas Vingegaard. Aber so wird es nicht bleiben.
Klar, eine Hoffnung ist, dass man über eine massiv angeschobene Nachwuchsarbeit den zukünftigen Pogacar selbst formen kann. „Aber man muss sicher auch versuchen, einen neuen Pogacar zu verpflichten, weil man auch für den Nachwuchs solche Zugnummern im eigenen Stall braucht“, sagte Lorang.
Aber nun gut, man hat ja nun auch hinter Roglic ein Team, das schon jetzt zu den besten im Feld zählt. Mit Ex-Giro-Sieger Jai Hindley und dem Russen Alex Wlassow gleich zwei Edelhelfer mit Kapitänspotenzial, über die Teamchef Denk schon sagt: „Sie sind beide noch so jung, sie kommen in Zukunft noch für ganz andere Rollen in Frage.“
Wobei für Roglic zwei andere Fahrer mindestens ebenso wichtig werden dürften. Der zweimalige Giro-Etaoppensieger Nico Denz und der Österreicher Marco Haller nämlich, die den sturzanfälligen Slowenen mit ihrer körperlichen Robustheut heil durch das zu erwartende Chaos im Flachland bugsieren sollen. Oder wie Sportchef Rolf Aldag sagt: „Sie sind unserere Bodyguards“ PATRICK REICHELT