Kunstschütze Bellingham und Kane retten England

von Redaktion

Last-Minute-Fallrückzieher zum 1:1 gegen wackere Slowaken – und in der Verlängerung trifft der Bayern-Star

Völlig losgelöst: Englands Ausnahmespieler Harry Kane (l.) und Jude Bellingham feiern ihren Doppelpack. © dpa / B. Collyer

Traumtor: Jude Bellingham bei seinem Fallrückzieher in der Nachspielzeit, der England in die Verlängerung rettet. © dpa

Gelsenkirchen – Jude Bellingham breitete die Arme aus, um die verdienten Ovationen für seinen Geniestreich entgegenzunehmen. Harry Kane eilte herbei und tat es ihm gleich. Seite an Seite jubelten die beiden englischen Superstars nach Bellinghams Last-Minute-Fallrückzieher im EM-Achtelfinale. Wenig später köpfte der Bayern-Star das wankende Milliardenteam endgültig ins Glück. Das 2:1 n.V. gegen den tapferen Außenseiter Slowakei war hart erkämpft.

„Jude macht, was Jude macht. Was für ein unglaubliches Tor“, sagte Kapitän Kane: „Das war eines der besten Tore in der Geschichte unseres Landes, denke ich.“ Der hochgelobte Retter des englischen EM-Traums blieb betont gelassen. „Ich bin glücklich. Jede Chance, die man hat, sollte man nutzen“, sagte Bellingham. Nach seinem Ausgleichstreffer war er anscheinend weniger bescheiden gewesen, Lippenleser wollten zwei Worte erkannt haben: „Wer sonst?!“

Bis kurz vor Schluss hatte England ein blamables Aus gedroht, die Yellow Press bereits die vernichtenden Schlagzeilen formuliert, als Bellingham (90.+5) in Gelsenkirchen doch noch die Verlängerung erzwang. Bis dahin war das Spiel des Teams mit einem Kaderwert von 1,5 Milliarden Euro über weite Strecken ein Sinnbild der Auftritte bei dieser EM gewesen: fahrig, ohne Tiefe, harmlos. Die Slowakei führte durch Ivan Schranz (25.) verdient. Kane wirkte nicht ganz fit und hatte wenig Bindung, traf dann aber entscheidend (91.): Es war sein 51. Saisontor.

Für den ersten Triumph bei einem großen Turnier seit der Heim-WM 1966 benötigen die „Three Lions“ im Viertelfinale am Samstag (18.00 Uhr) gegen die Schweiz in Düsseldorf jedoch eine enorme Leistungssteigerung. Die Slowaken fahren erhobenen Hauptes nach Hause – sie haben sich nichts vorzuwerfen.

Der Favorit von der Insel brauchte lange, um ins Spiel zu kommen – und noch länger, um sich dem Tor anzunähern. Kanes abgefälschter Kopfball war die erste nennenswerte Offensivaktion (23.). Doch postwendend fiel die slowakische Führung: Nach einem schlauen Pass von David Strelec überwand Schranz Pickford.

Kurz nach Wiederbeginn bejubelten die Engländer, doch Phil Fodens Treffer wurde nach Videobeweis wegen Abseits aberkannt (50.). Auf der Gegenseite hatte Strelec das 2:0 auf dem Fuß, als er aus 50 Metern knapp das leere Tor verfehlte (55.). England-Coach Southgate brachte Cole Palmer (66.) und damit eine weitere Offensivkraft gegen immer müder werdende Slowaken.

England war verzweifelt – und löste endlich alle Fesseln. Bellingham und Kane jubelten zusammen, nach Kanes Siegtor verließen sie auch gemeinsam den Platz.
SID

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