TV_KRITIK

Madame Hanebüchens Euromameisterschaft

von Redaktion

Jochen muss im Studio sitzen

KMH, Kramer und Merte im Einsatz. © Screen

Das Schöne an der EM im ZDF sind die zwischenunmenschlichen Aspekte. Da gewittert es bisweilen so heftig, dass die Sintflut von Dortmund im Vergleich dazu wirkt wie die Sahelzone. Sie erinnern sich: Beim Eröffnungsspiel in München hat sich Jochen Breyer mit den Worten „Ich will, ich will, ich will!“ ins Stadion abgesetzt, und Kollegin Katrin Müller-Hohenstein mucksmäuschenallein im Studio zurückgelassen. Deshalb durfte beim Dänen-Spiel KMH ins Stadion, und Breyer hat ihr hinterfotzig gewünscht: „Ich hoffe, es bleibt trocken.“ In Wahrheit hat er bestimmt gedacht: „Herr, lass es regnen wie seit der Arche Noah nicht mehr!“ Auch sonst war das Achtelfinale sehr lustig – vor allem dank Wetterfröschin KMH, die ihr Kürzel mit „Kuriose Madame Hanebüchen“ ganz neu definierte.

Jochen Breyer: Er fand beim Stubendienst im Berliner ZDF-Studio, quasi im EM-Sibirien, plötzlich alle lieb. Von KMH bis Amelie Stiefvatter – keine der „lieben Kolleginnen“ war vor Kuschel-Breyer sicher. „Jochen allein zu Haus“ versuchte zwar, sich innovativ zu freuen („Deutschland, ein Regenmärchen“). Doch sein Solo mit Expertin Fritzy Kromp zeigte, dass das Gedöns im Hauptstadtstudio ergreifend überflüssig ist. Übertragt aus dem Stadion, und gut ist! Note 4

Fritzy Kromp: Stell dir vor, du darfst als Fan zum ZDF, um Fußballstars zu bestaunen – und dann sitzt da nur Fritzy Kromp, deren Namen du vor der EM noch nie gehört hast. Das spricht aber weniger gegen Frau Kromp und mehr gegen das wunderliche EM-Konzept des Zweiten. Fritzy fand zu Recht tröstende Worte für die Dänen. Und sie streute liebevoll Salz in die Wunden von Hausarrest-Jochen: „Hier ist heute der zweitschönste Ort, neben dem Stadion.“ Note 3

Katrin Müller-Hohenstein: Als es von oben kachelte, erspähte Frau Kachelmann „Niagarafälle“ und „Hagelkörner, so groß wie Tischtennisbälle“. Noch ein wenig länger, und aus den Kügelchen wären Bowlingkugeln geworden. Zwei KMH-Momente waren bei ihrer Samstagabend-Show „Wetter, dass..?“ besonders humorig. Beim Beinahe-Gegentor entdeckte sie die Dänin in sich: „Wir sehen ein Tor von Andersen, das leider Abseits war.“ Eilige Korrektur: „Leider, aus dänischer Sicht.“ Und sie erfand die „Euromameisterschaft“, quasi die weibliche Form der Europameisterschaft. Jetzt übertreiben sie es im ZDF echt mit dem Gendern. Note 5

Chris Kramer und Per Mertesacker: Die fidelen Fans im Stadion feierten die beiden nach dem Spiel völlig zu Recht. „Chris Kramer, Du bist der beste Mann“ und „Eistonne, Eistonne“ – die ZDF-Boys sind Kult. Kramer fand das „zwischen unangenehm und unheimlich geil“. Er hatte die richtigen Worte zum Spiel parat: „Der Fußball soll die Menschen glücklich machen, und das hat er heute getan.“ Dem nerdigen Per mit der „Internationaler Frühschoppen“-Brille von 1973 verzeiht man dank knapper, aber kluger Analysen seine Deutsch-Experimente gern. Lustigster Spruch: „Sandro hat das Heft ins Handeln genommen.“ Note 1

Oliver Schmidt: Der Béla-Réthy-Nachfolger ist mittlerweile ein solider Fernsehjubler. Er hatte Bock auf Party, feierte Schlotterbecks „Sprungfedern“ und den deutschen „Wuchtbrummen-Auftakt“. Über die Dänen wusste er: „Danish Dynamite bleibt ein karges Tischfeuerwerk.“ Das ist keine hohe Kommentatoren-Kunst. Aber die Zeiten von „Völlig losgedöst“ sind beim Olli gottlob vorbei. Note 3

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