Hält das Knie? Novak Djokovic will es nach der Operation zumindest versuchen. © dpa
„Ich kann gewinnen“, sagt Alexander Zverev – hier nebst Elena Rybakina, Sebastian Korda und Grigor Dimitrow auf dem Weg zum Training. © X
London – Rasentennis scheint Alexander Zverev nach all den Jahren noch immer suspekt zu sein. Die Ballwechsel sind eher kurz. Die Phasen, in denen der deutsche Topspieler gegen starke Aufschläger wenig ausrichten kann, manchmal quälend lang. Für Zverev wird es vor allem eine Kopfsache, seine durchwachsene Bilanz beim Klassiker in Wimbledon endlich zu verbessern.
„Ich muss ehrlich gestehen, auf Rasen fällt es mir sehr, sehr schwer, die Konzentration beizubehalten“, sagte der 27-jährige French-Open-Finalist bei Sky vor dem Turnierstart des Jahres-Highlights am Montag: „Und es fällt mir sehr schwer, dass es mir im Match nicht langweilig wird.“
In Paris und New York stand Zverev bereits bei den Majors im Endspiel, in Melbourne zweimal im Halbfinale. In Wimbledon, wo er zum Auftakt auf den Spanier Roberto Carballes Baena (Nummer 65 der Welt) trifft, reichte es bei sieben Teilnahmen des Olympiasiegers gerade einmal für das Achtelfinale. Dabei bringt Zverev mit seinem mächtigen Service und seinem sicheren Grundlinienspiel eine starke Basis mit.
Zverev ist trotz seiner Vorgeschichte optimistisch und wittert eine Chance. „Das ist das offenste Wimbledonturnier, das wir in 20 Jahren hatten“, sagte der Hamburger am Samstag in London: „Es ist das erste Mal, dass ich wirklich das Gefühl habe, hier Anwärter zu sein, vielleicht den Titel gewinnen zu können.“
Deshalb stellt sich die deutsche Nummer eins auf einen längeren Aufenthalt ein, zumindest hat er das gemietete Familien-Haus im Londoner Vorort kindgerecht ausgestattet. Bei Amazon habe er sich ein Golfset für den großen Garten bestellt, sagte Zverev vor seinem Turnierstart. Die neun Löcher spielt er mit Plastikbällen, „ich mache das jeden Tag“, sagte er: „Ich spiele gegen meinen Physio, er ärgert sich sehr, wenn er verliert. Das liebe ich zu sehen.“ Zverev gab zu: „Außerhalb des Tennisplatzes bin ich ein kleines Kind. Ich spiele Spiele. Ich kann nicht still sitzen. Ich spiele Mario Kart mit meinen Freunden. Ich muss mich beschäftigen.“
Und sonst so? Wir beantworten die wichtigsten Fragen vor dem heutigen Start
■ Wann wird gespielt?
An diesem Montag fangen die Erstrundenpartien an. Matches bis in die Nacht, die in Paris für erneute Diskussionen sorgten, sind ausgeschlossen. Die Begegnungen müssen wegen der Nachtruhe im Stadtteil spätestens um 23.00 Uhr beendet sein. Der spielfreie mittlere Sonntag war in Wimbledon lange Tradition, ist mittlerweile aber abgeschafft. Die Trophäen im Einzel werden dann am abschließenden Wochenende überreicht – am 13. Juli bei den Damen und am 14. Juli bei den Herren.
■ Und die anderen Deutschen?
Bei den deutschen Damen richtet sich die Aufmerksamkeit auf Angelique Kerber. Die Wimbledonsiegerin von 2018 enttäuschte allerdings bei der Generalprobe in Bad Homburg und steht gegen die unangenehme Kasachin Julia Putinzewa gleich vor einer kniffligen Aufgabe. Bei den Herren kann Jan-Lennard Struff auch für favorisierte Gegner gefährlich werden. Insgesamt stehen zwölf Deutsche im Hauptfeld: sechs Damen, sechs Herren. Lospech hat Yannick Hanfmann, der in Runde eins gegen den Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner spielt.
■ Wer sind die Topfavoriten?
Einiges dürfte von der Fitness von Rekord-Grand-Slam-Champion Djokovic abhängen. Bei den French Open hatte der Serbe einen Meniskusriss im rechten Knie erlitten und für sein Viertelfinale abgesagt. Es folgte eine OP und die schnelle Rückkehr auf den Trainingsplatz. Er sei nun wieder „schmerzfrei“, sagt Djokovic. Titelkandidaten sind auch der spanische Titelverteidiger Carlos Alcaraz und der italienische Australian-Open-Gewinner Sinner. Er glaube, dass diese Wimbledon-Auflage „vielleicht so offen wie keine andere seit 20 Jahren“ sei, was die möglichen Sieger angehe, sagte Zverev.
Bei den Damen ist die polnische Weltranglisten-Erste Iga Swiatek diesmal nicht die klare Favoritin. Wimbledon liegt ihr bislang nicht. Mit der belarussischen Australian-Open-Gewinnerin Aryna Sabalenka und Coco Gauff (USA) ist ebenso zu rechnen wie mit der Wimbledonsiegerin von 2022, Jelena Rybakina aus Kasachstan oder Titelverteidigerin Marketa Vondrousova aus Tschechien.
Wie hoch ist das Preisgeld?
So hoch wie nie. Die Veranstalter schütten umgerechnet mehr als 59 Millionen Euro aus und legten damit gegenüber dem Vorjahr ordentlich zu. Die Sieger im Einzel erhalten jeweils ein Preisgeld von rund 3,2 Millionen Euro. Erstrunden-Verlierer im Einzel bekommen etwa 71 000 Euro.
Wo kann ich die Matches
sehen?
Erstmals wird das Turnier auf Prime im kostenpflichtigen Internet-TV gezeigt. Amazon löst damit den Pay-TV-Sender Sky ab.
DPA