Heimspiel: Raphael Schifferl war schon mal mit Austria Wien II in Windischgarsten, Jungpapa Fabian Schubert reiste gestern nach. Beide sind in Kärnten aufgewachsen, dem südlichen Nachbarbundesland von Oberösterreich. © Sampics / Christina Pahnke
Windischgarsten – Wenn das kein gutes Omen ist! In Windischgarsten, wo Ralf Rangnick seine Österreicher auf die EM einschwor, bereiten sich die Löwen auf die neue Saison vor, bereits zum sechsten Mal. Auch für zwei der neun Neuzugänge ist es eine Rückkehr in heimatliche Gefilde. Raphael Schifferl, der Ex-Hachinger, stammt aus Wolfsberg. Fabian Schubert, der von St. Gallen kam, ist ebenfalls in Kärnten aufgewachsen, dem südlichen Nachbarland von Oberösterreich. Ehrensache, dass beide heute Abend ihrem ÖFB-Team die Daumen drücken – ein Sieg gegen die Türkei brächte die Rangnick-Elf ins EM-Viertelfinale. „Ich hab extra ein Trikot in den Rucksack gepackt“, sagte Schifferl (24) zu unserer Zeitung: „Ein etwas älteres Modell. Dragovic steht drauf. Ich hoffe, es passt mir noch. Ich dachte mir, es kann nicht schaden, wenn ich das dabei hab.“
Ein bisschen Austria-Power wiederum kann den Löwen nicht schaden, denn beide, Schifferl und Schubert, bringen jede Menge positive Vibes mit. Schifferl war Hachings beständigster Spieler in der starken Saison des Aufsteigers (u.a. zwei Siege gegen 1860): 37 x über 90 Minuten im Einsatz, drittbester Innenverteidiger der 3. Liga (laut kicker). Und Schubert, der Stürmer? Er hat drei Jahre in der Schweizer Super League hinter sich, teilweise zwar von einer Verletzung überschattet (Schien- und Wadenbeinbruch). Privat jedoch befindet sich der 29-Jährige auf Wolke 7. Am Freitag brachte seine Frau Söhnchen Matteo auf die Welt. Auf seinem Insta-Profil sieht man eine kleine Hand, die zärtlich in den Händen der Eltern liegt. Von 1860 erhielt der Jungpapa zwei Tage Sonderurlaub. Erst gestern zum Nachmittagstraining traf er in Windischgarsten ein.
Bisher, sagt Schifferl beim Mittagsgespräch, seien sich die beiden Österreicher bei 1860 nicht über den Weg gelaufen. Aber, fügt er hinzu: „Kennen tun wir uns trotzdem. In der Saison 2017/18 haben wir gegeneinander gespielt, Fabi bei der Zweiten von Stum Graz, ich bei WAC II, ein Spiel in der dritten österreichischen Liga.“ Der gebürtige Wolfsberger lächelt: „Ich glaube, wir haben damals sogar 1:0 gewonnen.“
Für Schubert ging es danach steil bergauf: Wechsel zum TSV Hartberg, zwei Jahre 2. Liga bei Blau-Weiß Linz, wo er mit sagenhafter Quote Torschützenkönig wurde (33 Treffer in 28 Spielen). Schließlich der Sprung in die 1. Liga der Schweiz, nach St. Gallen. Schifferl hingegen könnte all das noch vor sich haben. Beim Abwerbeprozess, der sich über Monate hinzog, zeigten ihm die Löwen auf, dass sein Potenzial auf der nach oben offenen Rangnick-Skala keine Grenzen kennt. 2. Liga, Bundesliga, eines Tages auch Nationalelf – all das trauen die Löwen ihrer Neuerwerbung zu.. Er selbst sich grundsätzlich auch, doch Schifferl zieht es vor, die Ziele Schritt für Schritt anzupeilen: „Ich gehe in mein viertes Profijahr. Ich hab auf unterschiedlichen Ebenen coole Erfahrungen sammeln dürfen. Für mich ist es eine Ehre, dass ich jetzt für 1860 auflaufen darf.“
Während sich Schifferl zum Ziel gesetzt hat, spielerisch den nächsten Schritt zu machen, dürfte es für Schubert darum gehen, endlich mal wieder konstant und schmerzfrei durch eine Saison zu kommen. Das Motto, das der Ex-Hachinger ausgibt, könnte für beide gelten: „Leistung bringen, Herz auf dem Platz lassen – alles andere kommt von alleine. Aber klar: Nach oben hin sollte man sich nie Grenzen setzen.“
Gilt auch fürs Nationalteam, das heute von den beiden Austria-Löwen unterstützt wird. Schifferl: „Wird eng mit dem Abendessen, aber ich denke, das lässt sich lösen. Ich hoffe, Schubi schaut mit mir.“ Good Vibes aus dem Hotel Dilly, wo auch die Rangnick-Elf gewohnt hat. Wenn das ÖFB-Team im Herbst als Viertel-, Halb- oder EM-Finalist wiederkommt, hatten auch Schifferl und Schubert ihren Anteil. ULI KELLNER