Gewann den Massensprint: Biniam Girmay. © AFP
Primoz Roglic (r.) verlor früh Sekunden. © IMAGO
Turin – Die Tour de France hat gerade mal begonnen, da musste Primoz Roglic schon den ersten Dämpfer hinnehmen. „Ich wollte natürlich mit den Spitzenfahrern dabei sein, aber ich hatte nicht die Beine. Ich muss es nehmen, wie es ist“, sagte Roglic nach dem Rückschlag auf der zweiten Etappe.
Bei einer Attacke von Tadej Pogacar hatte der Kapitän von Red Bull Bora-Hansgrohe an der Cote de San Luca in Bologna den Anschluss verloren. Anders als Titelverteidiger Jonas Vingegaard und Mitfavorit Remco Evenepoel büßte der Slowene auf der zweiten Tour-Etappe am Sonntag als einziger Topfahrer Zeit ein. Sein Rückstand in der Gesamtwertung beträgt 21 Sekunden.
Die Tour hat Roglic dadurch nach zwei von 21 Etappen nicht verloren. Dennoch sei das Ergebnis ein „erster Indikator“, gestand Teamchef Ralph Denk: Im entscheidenden Moment sei Roglic „nicht auf Augenhöhe“ gewesen: „Wir müssen darüber reden, was die Ursache war. Es hätte besser laufen können.“ Der sportliche Leiter Rolf Aldag suchte nach einer Erklärung: „Wir haben viel in der Kälte und im Regen trainiert, vielleicht sind wir nicht so gut auf die Hitze abgepasst.“
Die sengende Hitze hielten die Fans nicht davon ab, die Tour in eine Partymeile zu verwandeln. Zwischen Cesenatico und Bologna säumten am Tag nach dem EM-Aus Italiens Tausende Tifosi die Straßen und jubelten in der sengenden Sommerhitze den vorbeirauschenden Radprofis zu. Gefeiert wurde das Event, die Tour und ihre Strahlkraft lockten die Menschen aus ihren Häusern, die Aussicht auf einen Sieg eines Landsmanns war schließlich bescheiden.
Das italienische Kontingent ist klein bei der 111. Tour. Nur sieben Fahrer aus der traditionsreichen Radsport-Nation nahmen das Rennen am vergangenen Samstag in Florenz auf, einer weniger als die Deutschen an den Start gebracht haben. Michele Gazzoli (Astana Qazaqstan) gab am Samstag als erster der 174 Fahrer im Peloton auf. Von den weiteren sechs haben Giulio Ciccone, Kapitän des Teams Lidl-Trek und im Vorjahr Gewinner des Bergtrikots, sowie Alberto Bettiol (EF Education-EasyPost) das Zeug für Etappensiege. Der italienische Name, der in diesem Jahr am ehesten mit dem Tour-Sieg in Verbindung gebracht werden kann, ist Colnago – es ist der Rad-Hersteller, der Top-Favorit Pogacar und dessen UAE-Team ausstattet.
Den Sieg auf der dritten Etappe schnappte sich der eritreische Radprofi Biniam Girmay im Massensprint und schrieb als erster schwarzer Afrikaner mit einem Tour-Etappensieg Geschichte. Der 24-Jährige vom Team Intermarche-Wanty siegte am Montag auf der mit 230,8 km längsten Etappe der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt und verwies in Turin den Kolumbianer Fernando Gaviria und den Belgier Arnaud de Lie auf die Plätze.
Die deutschen Hoffnungsträger Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) und Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech) erfüllten sich ihren Traum vom ersten Tour-Etappensieg nicht. Bauhaus wurde Sechster, Ackermann landete nicht unter den Top 10.
Für die Fahrer wird es am heutigen Dienstag wieder hart, keine Etappe für Sprinter, die kletterfesten Favoriten greifen wieder an. Auf der Etappe über 139,6 Kilometer von Pinerolo nach Valloire steht nach der Rückkehr nach Frankreich die Kletterpartie zum 2642 Meter hohen und legendären Col du Galibier auf dem Programm. Dann muss Roglic liefern.