Gesprengtes Führungstandem: Daniele Baiesi (li.) mit Marko Pesic, verlässt die Bayern nach sieben Jahren. © IMAGO
München – Der Blick in den Himmel machte den trüben Moment ein bisschen leichter. „Es hat 16 Grad und wir haben Juli“, sagte Daniele Baiesi, „Ich brauche jetzt zumindest mal eine Weile Sonne.“ Die kann sich der Italiener nun erst einmal gönnen. Sein Engagement als Sportdirektor der Basketballer des FC Bayern ist nach sieben Jahren Vergangenheit. Ein Schnitt, der nicht überraschend kommt, unsere Zeitung hatte im März vom bevorstehenden Abschied berichtet.
Und es ist – das hat der 48-Jährige ausdrücklich betont – Kein Abschied im Groll. „Ich gehe als Freund und ich hoffe, dass ich das Trikot, das ich vor sieben Jahren hier vorgefunden habe, besser gemacht habe. Das hat er wohl. Zumindest sind mit Baiesis Person neben sieben Titeln zahlreiche klangvolle Namen verbunden, die es zeitweilig zu den Bayern zog.
Baiesi selbst wird wohl erst einmal im heimischen Bologna ausspannen. Wer an seine Stelle rückt ist, wie so vieles, offiziell noch ungeklärt. Allerdings verdichten sich die Hinweise, dass tatsächlich der frühere NBA-Profi Dragan Tarlac, der derzeit noch im serbischen Basketball-Verband aktiv ist, zumindest ein heißer Anwärter auf Baiesis Erbe ist.
Glaubt man Bayerns Basketball-Chef Marko Pesic dann würde er bei den Bayern ein bereits weitgehend bestelltes Feld betreten. „Wir sind mit der Mannschaft schon ziemlich weit“, hatte der Geschäftsführer gestern noch einmal betont. Wobei bislang nur Abgänge offiziell bestätigt sind. Niklas Wimberg (Hamburg) und Nelson Weidemann (Ulm) wechseln ebenso innerhalb der Bundesliga wie Youngster Martin Kalu, der als Leihgabe in Braunschweig Erfahrungen sammeln soll.
Spielmacher-Entdeckung Sylvain Francisco dagegen zieht es zum Euroleague-Rivalen Zalgiris Kaunas. Ein Abgang, der dem Club rund 250 000 Euro in die Kassen spült. Was Pesic eher als Trostpflaster sieht. „Ich sehe uns nicht als Ausbildungsverein“, sagte er, „Mir wäre es lieber gewesen, den Spieler zu behalten.“
Es wird allerdings nicht der letzte Abgang sein, den Pesic in diesem Sommer konstatieren muss. Weltmeister Isaac Bonga liebäugelt wohl stark mit einem Wechsel – Tendenz: Er wird bei Partizan Belgrad anheuern. Der Abgang des stark mit Double-Coach Pablo Laso verbundenen Ex-NBA-Champioins Serge Ibaka ist dem Vernehmen nach schon fix.
Einzig bekannter Neuzugang ist bislang Oscar da Silva, der sogar vom Deutschen Basketball Bund im vorläufigen Olympiakader als Bayernspieler geführt wird. Nicht aber von den Bayern selbst. „Wir wollen erst einmal die Spieler gebührend verabschieden, die gehen“, sagte Pesic.
Bleibt die Frage nach dem Trainer. Zumindest kurzfristig rechnet der Bayern-Geschäftsführer nicht mit einem Vollzug, was die Nachfolge für den, nach offizieller Variante aus familiären Gründen verabschiedeten Pablo Laso betrifft.
Zumindest gesprochen wurde dem Vernehmen nach mit der griechischen Euroleague-Legende Vasilis Spanoulis. Doch erster Anwärter soll immer noch Weltmeister-Trainer Gordon Herbert sein. Beim scheidenden DBB-Coach gibt es allerdings zwei nicht ganz unwesentliche Formalien zu klären. Die eine soll eine mündliche Einigung mit dem japanischen Club Chiba Jets sein, die es zu revidieren gilt. Die andere ist ein Passus in den Statuten der Liga, wonach ein Nationaltrainer nach dem Ende seiner Engagements erst nach dreimonatiger Pause in ein Vereinsamt einsteigen kann.
Pesic indes gibt sich entspannt: „Bis zum Trainingsauftakt werden wir schon einen neuen Trainer haben.“ Der ist traditionell Ende August eingeplant. PATRICK REICHELT