Chef-Drösler Kemme und Henkel. © Screenshot/Magenta
Sie werden nicht glauben, was man beim pinken Telekom-Fernsehen alles erfährt. Johannes B. Kerner redet als der Lucky Luke der EM schneller als sein Schatten. Deutschland steht schon im Finale, wenn auch nur zu einem Viertel. Und Frankreich spielt wie Obelix ohne Zaubertrank. Wobei wir Kommentator Christian Straßburger zurufen möchten: Das ist Quatsch. Denn der gallische Hinkelstein-Fabrikant braucht gar keinen Zaubertrank, seit er als Kind in das kräftigende Gebräu geplumpst ist. Insgesamt bietet MagentaTV manch Schönes – vor allem, wenn man Leuten gern beim Reden zuhört.
Das Aufdröseln: Man stolpert bei der Telekom-EM häufig über das gute alte Wort, das „entwirren“ bedeutet. Am Montag haben JBK & Co. siebeneinhalb Stunden gebraucht, um zwei Spiele zu entwirren. Motto für die Fans mit den Chips-Krümeln auf der Couch: Sie bröseln, wir dröseln. „Jetzt kann man über jedes Detail sprechen“, kündigt Moderator Sascha Bandermann an, und das tut man ausgiebig. Aber meistens lohnt sich das Zuhören. Und im Laufe eines langen Tages kann man ja auch mal ein Ohr zudrücken.
Das WUNK: Taktik-Maestro Jan Henkel ist überzeugt, dass Deutschland die magischen Spanier schlagen kann. Dazu zaubert er auf seinem Bildschirm die Georgier weg und schubst stattdessen die Deutschen aufs Feld. Verblüffendes Ergebnis: „Toni Kroos im freien Raum, das ist eine Weltklasse-Situation.“ Die pfiffige Expertin Tabea Kemme stimmt zu: „Macht Laune!“ Später lautmalt Henkel, wie raketenartig Kylian Mbappé, der Frankreich-Asterix mit Zaubertrank, beschleunigt: „WUNK!!!! Von 16 auf 31 km/h auf fünf, sechs Metern.“ Außerdem hat er mitgezählt, dass sich Altvater CR7 vor seinem Elfer mit dreimaligem Ball-Busseln selbst aus der Konzentration gegockelt hat. Diese Analysen sind das Wunkstück der Telekom-EM.
Der Conférencier: Beim Original-Sommermärchen 2006 war Johannes B. Kerner der TV-King. Jetzt hat er viele Millionen Zuschauer weniger, lässt sich die gute Laune aber nicht verderben. Vom Spiel der „Tim und Struppi“-Belgier meldet er sich mit Weltmeister Shkodran Mustafi als „Fix und Foxi“ von Magenta. Und beim faden Kick redet er das Produkt nicht schön: „Wenn das ein Krimi sein soll – dann ist er freigegeben ohne Altersbeschränkung.“
Das weniger Gute: 2012 auf Usedom war Twitter-Vorlesen en vogue. Leider hält sich Magenta auch 2024 noch einen Twitter-Onkel, der die Zuschauer berieselt. Der Beriesling heißt Paul und referiert Überflüssiges: „Die Deutschen werden darum betteln, dass es nicht zweistellig wird.“ Und das EM-Lied von Magenta ist schlimm. „Komm schon, lass Dir nicht Deine Träume nehmen“, jammert Tim Bendzko. „Der Song macht Vorfreude“, findet die Telekom. Das stimmt – Vorfreude darauf, dass er nach 3:10 Minuten endlich vorbei ist.
Das richtig Gute: Christina Rann, Kommentatorin mit portugiesischen Wurzeln, lässt „Crischianu Runaudu“ so elegant über ihre Lippen perlen wie ein Glas Ortigão 4 Dezasseis. Und wer hätte gewusst, dass Pepe in Portugal „Pep“ heißt? Reporterin Ruth Hofmann ist auch klasse. Sie parliert multilingual mit Fans: „Mon dieu, les diables rouges, oh la la, bonne chance, après toi, merci chérie.“ Danach pfriemelt sie sich am Gehör und verrät: „Ich mach mein Ohr wieder rein.“ Das hatte man gar nicht gemerkt, dass sie sich die Lauscher rausgedröselt hatte.