Holland entfesselt, Koeman erlöst

von Redaktion

Nach Offensivspektakel und 3:0 gegen Rumänien im Viertelfinale: „Das ist das Niveau“

Hoch die Hände: Koeman.

Beginn eines fulminanten Abends: Gakpo (l., mit Simons) stellte mit seinem dritten EM-Treffer die Zeichen auf Sieg. © IMAGO (2)

München – Da saß er also wieder auf einem Podium in München. Und auch wenn die Erleichterung bei Ronald Koeman anders war als vor 36 Jahren: Sie war groß. Es war in diesem Achtelfinale der Niederlande gegen Rumänien auch und vor allem um seine Person gegangen., in der Heimat stand er mächtig in der Kritik Aber der 61-Jährige hatte nicht nur „dasselbe Glück“ wie beim in München gewonnenen EM-Titel 1988, sondern auch die deutlich besser agierenden Profis auf dem Platz geschickt. Das 3:0 (1:0) gegen Rumänien nach einem regelrechten Offensivspektakel und Treffern von Cody Gakpo (20.) und Doppeltorschützen Donyell Malen (83./90 +3) war hochverdient, der Einzug ins Viertelfinale von Berlin somit auch. Aus München erreichte eine eindeutige Botschaft die Konkurrenz: Mit Holland darf ab jetzt gerechnet werden.

„Manchmal ist es schwierig zu erklären, warum man das eine Mal schlecht spielt – und das nächste Mal so. Wir waren von Beginn an voll dabei, das hat den Unterschied gemacht“, sagte Koeman und sprach aus, was alle Fans in der Münchner Arena gesehen hatten: „Wir haben den Rumänen große Probleme bereitet.“ Trotzdem gebe es „immer noch etwas zu verbessern“. Worte, die die übrigen sieben Viertelfinalisten durchaus hellhörig werden lassen sollten. Der Knoten der Offensivreihe um „den bisher wichtigsten Spieler“ Gakpo, Xavi Simons und Memphis Depay scheint geplatzt. Koeman: „Die Leistung war außerordentlich. Das ist das Niveau. Wenn wir nachlassen, kommen wir nicht ins Finale.“

Malen, der als Dortmunder in München zweimal traf, blieb bescheiden. „Ich freue mich, dass ich dem Team helfen konnte, dass wir gewonnen haben“, sagte er in der ARD. Auch der überragende Gakpo sprach nur von einem „Schritt in die richtige Richtung“. Zwei sind es noch bis zum Endspiel am 14. Juli in Berlin. Die starke Vorstellung dürfte die Koeman-Elf in den erweiterten Favoritenkreis aufsteigen lassen. Die Party in Orange hat nicht nur den 10 000 mitgereisten Fans mächtig Spaß gemacht. Vor und während der 90 Minuten.

Dabei war eigentlich erstmal nur Wiedergutmachung angesagt gewesen nach dem unrühmlichen 2:3 zum Vorrunden-Abschluss gegen Österreich. Obwohl die Rumänen den Willen von den gelben Rängen auf den Platz trugen, mit Leidenschaft und Herz kämpften und auch tatsächlich forsch starteten, konnte das Koeman-Team schnell den Ton angeben. Über die Außen ging viel, und über außen kam auch Gakpo vor dem Führungstreffer. Das Duell gegen Ratiu gewann der Liverpooler, der Schuss ins kurze Eck war nicht unhaltbar, aber drin. Das zählte und erlöste die Niederlande, während Rumänien nachließ. Tatsächlich hätte Holland auch vor der Halbzeit noch gut erhöhen können, de Vrij (26.), Dumfries (30.) und Simons (44.) aber vergaben. Teils zu leichtfertig, teils auch ein Stück weit arrogant agierte die Offensivreihe auch nach der Pause.

Depay (54.), Reijnders (57.), van Dijk (59.), Gakpo (62.), van de Ven (74.) und Simons (79.) kamen zu besten Chancen. Ein Gakpo-Tor (63.) zählte wegen Abseitsstellung nicht, und so blieb es weiter spannend, bis der eingewechselte Donyell Malen (83.) nach herrlicher Vorarbeit von Gakpo alles klarmachte. Eine Einzelaktion des Dortmunders in der Nachspielzeit stellte den Endstand her. Nicht nur Koeman jubelte. Aber der besonders. HANNA RAIF, VINZENT TSCHIRPKE

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