Tour-Geschichte: Biniam Girmay nach dem Etappensieg. © DPA
Pinerolo – Die väterlichen Worte aus der Kindheit in Eritreas Hauptstadt Asmara klingen Biniam Girmay noch immer in den Ohren. Wie stets im Juli lief im Hause Girmay die Tour de France, Peter Sagan und Mark Cavendish gewannen die Etappen, und der junge Biniam wollte sein wie sie. „Glaub an dich“, gab ihm sein Vater mit auf den Weg, „arbeite hart. Alles ist möglich.“
Am Montag nun, über ein Jahrzehnt danach, sprach Biniam Girmay eigene Worte der Inspiration. Aus Turin, wo der inzwischen 24-Jährige als erster schwarzer Tour-Etappensieger aus Afrika Radsport-Geschichte schrieb, gingen sie hinaus in die Welt. „Nun wird jeder glauben, dass afrikanische Fahrer alles erreichen können“, sagte Girmay.
In Asmara, wo Girmay 2000 geboren wurde, sorgte dessen Coup für Volksfeststimmung. „Es wird ein Spektakel werden“, sagte Girmay über die erwarteten Feierlichkeiten in Bars und auf den Straßen. Die Bedingungen in Eritrea ähneln auffallend jenen in Kolumbien, dem größten „Exporteur“ von Toptalenten: Girmay kann daheim bei mildem Wetter und in Höhenlagen ab 2300 m trainieren.
Aus Ost- und Zentralafrika könnte sich ein Radsport-Boom auf höchstem Niveau entwickeln – bislang finden sich unter den rund 524 Profis in den 18 WorldTour-Teams gerade einmal fünf schwarze Afrikaner, vier davon aus Eritrea. Das Potenzial des Kontinents, der 2025 (Ruanda) erstmals die Straßen-WM ausrichtet, ist gewaltig.
Ausgeschöpft wird es bisher nicht. „Es gibt viele Hindernisse“, sagte Girmay, „es ist nicht einfach.“ Der Weltverband UCI habe damit begonnen, afrikanische Talente in das Development-Team aufzunehmen. Girmay appellierte an die Teams: „Der Radsport ist jetzt globaler. Die Teams müssen sich nach jungen Talenten außerhalb Europas umsehen.“
Einer, zu dem man aufsehen kann, ist Biniam Girmay nun selbst. Das hat auch Mark Cavendish erkannt, der in Turin nicht in den Sprint eingreifen konnte: „Er ist jetzt eine Legende.“
SID