„Unruheständler“ mit rotem Herzen

von Redaktion

Bayern-Präsident Herbert Hainer wird 70 – und freut sich auch über ein Geschenk der DFB-Elf

Happy birthday, Mr. President: Herbert Hainer. © IMAGO

München – So einen Geburtstag inmitten eines Turniers ist Herbert Hainer ja gewohnt. Und nur, weil es heuer ein runder ist, soll für den Präsidenten des FC Bayern bitteschön nichts anders sein als bei allen zuvor. „Ein zusätzliches Geschenk“, sagt Hainer im Gespräch mit unserer Zeitung, sei es für ihn, „wenn rund um meinen Geburtstag tolle Spiele anstehen“. Dass ausgerechnet an seinem 70. Ehrentag an diesem Mittwoch spielfrei ist, passt trotzdem bestens. So kann im „kleinen Kreis“ gefeiert werden, so, wie Hainer es mag – und auch gerne ausspricht: „Runde Geburtstage beschäftigen mich ehrlicherweise nicht besonders.“

Der Jubilar sieht es entspannt, aber es hilft ja nichts. Wenn die zweite Ziffer des Alters eine „0“ ist, wird traditionell viel zurück und ein wenig nach vorne geblickt. Hainer mag Zweiteres lieber, schon sein Leben lang. Und trotzdem kann er in der Rückschau mit Bestimmtheit sagen, „dass es einer der schönsten Tage in meinen Leben war, als mich die Mitglieder des FC Bayern zum Präsidenten gewählt haben“. Wer als Bub im roten Fanblock stand und von Franz Beckenbauer höchstpersönlich mit dem Bayern-Virus infiziert wurde, sieht die Aufgabe, die Hainer seit 2019 ausführt, als „Herzensangelegenheit“. Hainer nennt es „eine Verantwortung und Verpflichtung, dass wir hier alle jeden Tag alles geben, damit wir den Fans des FC Bayern Freude machen“.

Er selbst geht als „typischer Unruheständler“ da vorweg, und zwar nicht nur auf VIP-Plätzen bei den Spielen der Bayern-Mannschaften, sondern auf allen Ebenen und Wegen. „Mir ist es wichtig, eine Anspielstation für alle zu sein“, sagt Hainer. Er hat das Ohr an der Basis, das große Ganze im Blick. Und er nimmt aus Dialogen mit Fans „regelmäßig Anstöße mit in die Säbener Straße“. Der Mitgliederzulauf von mehr als 30 000 in den vergangenen zwölf Monaten auf nun 360 000 spricht dafür, „dass der Verein auch neben dem Rasen viel richtig macht“. Das Wort „alles“ kommt Hainer nicht über die Lippen. Man kann immer besser werden.

Das gilt auch für ihn, trotz Erfahrung von mehr als 15 Jahren als Vorstandsvorsitzender der Adidas AG. Was ihn jung hält? „Eine Aufgabe zu haben.“ Wobei er sich ablenkt? „Meine Frau sagte schon früher immer, wenn ich nach einem harten Arbeitstag nach Hause gekommen bin, ich soll mal eine Runde laufen gehen.“ Dass er das bis heute tut, sieht man Hainer an, er kommt extrem drahtig daher. Allerdings, sagt er, gab es trotz turbulenter Zeiten auf und neben dem Rasen beim FC Bayern „bis jetzt keinen Zeitpunkt, an dem ich mich abreagieren musste“.

Das mag daran liegen, dass er das Wirken des Clubs weit über die Spielfelder hinaus bewertet. Das von Uli Hoeneß angestoßene gesellschaftliche Engagement „gilt es, weiterzuführen und auszubauen“. Es deckt sich mit Hainers „persönlichen Wertvorstellungen“, dass der Verein für „Weltoffenheit, Toleranz, Vielfalt und Inklusion“ steht. Der Sport soll zwar nicht „politisch“ sein, „aber gesellschaftspolitisch. Und wenn hier in Deutschland eine Partei wie die AfD spaltet und zu Teilen nachweislich den Boden unserer Verfassung verlässt, sollte der Sport gegensteuern.“ Mit der Initiative „Rot gegen Rassismus“ geht der FC Bayern beispielsweise in Schulen die Startelf durch. Die Schlussfolgerung „ohne Migrationsgeschichte stünden wir ziemlich einsam da“ kann man „übrigens auch mit der deutschen Nationalelf durchgehen“. Ergebnis: dasselbe!

Apropos, Turnier – da wären wir wieder. Gegen ein verspätetes Geschenk der DFB-Elf hätte Hainer natürlich nichts. Als „fast noch wichtiger“ als den Erfolg aber bewertet der Jubilar das Bemühen, „ein guter Gastgeber zu sein“. Wenn die Menschen später mal sagen „Ich war dabei“, habe man das Wichtigste erreicht. Was Hainer aktuell sieht, „sollte uns bestärken, dass Europa zusammengehört“. Sein Fazit ist passend zum pinken Trikot: „Deutschland ist bunt.“ Genießen sollte man das nicht nur am Geburtstag. HANNA RAIF

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