Gute Freunde: Spaniens Yamal (li.) und Williams.
Jamal Musiala und Florian Wirtz (re.) begeistern die deutschen Fans bei der EM. © IMAGO
Stuttgart – Vorhang auf für die EM-Juwelen. Im Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien kommt es am Freitag in Stuttgart zum ersten Mal zum Aufeinandertreffen der vier begnadeten Fußballer Jamal Musiala, Florian Wirtz, Nico Williams (alle 21) und Lamine Yamal (16). Die deutschen Zauberer haben schon ihren gemeinsamen Spitznamen: „Wusiala“. Das spanische Pendant hieße „Wamal“. Beides steht für Magie.
Am Weitesten in seiner Entwicklung ist Musiala. Drei Tore in vier EM-Spielen – der Offensivspieler des FC Bayern ist auf dem Weg zum Star des Turniers. Und endlich in der Weltspitze angekommen. „Ich glaube, ich kann noch besser spielen“, betonte Musiala kürzlich. Worte, die für die Spanier wie eine Drohung klingen.
„Er ist unglaublich“, sagte der frühere deutsche Stürmer Karl-Heinz Riedle im Gespräch mit England-Legende Rio Ferdinand. „Ich denke, vielleicht in den nächsten drei, vier Jahren wird er einer der besten Spieler, die je für unser Land gespielt haben. Er ist absolut brillant.“
Auch Yamal findet Musiala klasse. Das verriet Spaniens Wunderkind im vergangenen April der „Mundo Deportivo“. Wertschätzung, die auf Gegenseitigkeit beruht.
In Spanien und auch bei der EM hat Yamal alle Altersrekorde gebrochen. Als König Felipe VI. nach dem Auftaktsieg gegen Kroatien in der Kabine den Spielern die Hände schüttelte, blieb er bei Yamal stehen und fragte ihn, wie alt er ist. „Erst 16!“, meinte der Monarch dann staunend.
Unglaublich: Der Dribbelkünstler paukte während des Turniers in Deutschland für seinen Realschulabschluss – und bestand die Prüfung. Auch der Härtetest Männerfußball ist für ihn bislang kein Problem. Dem Rechtsaußen aus dem berühmten Fußball-Internat des FC Barcelona, La Masia, gelang beim souveränen Achtelfinal-Erfolg gegen Außenseiter Georgien (4:1) sein zweiter EM-Assist zum 2:1 durch Fabian Ruiz. Yamals Marktwert laut Transfermarkt.de: 90 Millionen Euro. Tendenz steigend.
Sein bester Kumpel in der spanischen Nationalmannschaft ist Williams von Athletic Bilbao. Der Linksaußen mit der markanten Frisur – blond gefärbte Spitzen in den Zöpfen – kletterte nach dem Viertelfinaleinzug die Tribüne hoch, um seinen großen Bruder Iñaki zu umarmen. Der spielt auch in Bilbao und ist wie eine Vaterfigur für Nico. Die Eltern waren aus Ghana geflüchtet.
Williams ist derzeit einer der begehrtesten Stürmer im Weltfußball. Nach unseren Informationen hatte ihn auch der FC Bayern auf dem Zettel, entschied sich aber für einen Transfer von Michael Olise von Crystal Palace. Die Ausstiegsklausel bei den Basken soll 60 Millionen Euro betragen. Williams‘ Vertrag läuft bis 2027. „Ich fühle mich dort sehr wohl. Ich bin sehr glücklich“, sagte er dem spanischen Fernsehsender TVE vor wenigen Tagen. Yamal würde Williams künftig gerne beim FC Barcelona sehen.
Hinter einem Startelf-Einsatz von Wirtz steht vor dem Viertelfinale allerdings noch ein Fragezeichen. Zwar gehörte ihm mit seinem Tor beim 5:1 zum EM-Auftakt gegen Schottland der erste Knalleffekt des Turniers. Im Achtelfinale gegen Dänemark (2:0) musste Leverkusens Double-Sieger aber von Beginn an auf der Bank Platz nehmen. Möglich, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann erneut dem schnellen Leroy Sané (28) vom FC Bayern den Vorzug gibt. Dann würde das Aufeinandertreffen wohl „Susiala“ gegen „Wamal“ heißen.
P. KESSLER, M. BONKE