ZUM TAGE

Den Selbstsarkasmus losgeworden

von Redaktion

Österreichs Entwicklung

2008 war Österreich (Co-)Gastgeber der EM. Es bildete sich unter Michael Kriess, dem Sohn eines Alt-Internationalen, die Initiative „Rückgrat“, sie forderte den Verzicht auf den fixen Startplatz zugunsten einer wahrhaften Fußballnation, konkret England. Zehntausende Österreicher unterschrieben. Dennoch ging Team Austria das Turnier an, einziger Torschütze war der 38-jährige Ivica Vastic, ein Spieler des Typs Stehgeiger. „Rückgrat“ regte übrigens auch eine Akademie für Funktionäre an, damit diese lernen, die durchaus vorhandenen Ressourcen einzusetzen. Einen Geldgeber gab es schon vor Dietrich Mateschitz und Red Bull: den Austro-Kanadier Frank Stronach, gebürtig Franz Strohsack.

16 Jahre später ist Österreich den Selbstsarkasmus des damaligen Weltranglisten-85. los und ein ordentlicher Fußballanbieter geworden. Das liegt daran, dass der Verband durch Verbesserung der eigenen Strukturen seine Talente identifizieren und vorbereiten kann auf den globalisierten Fußball. Stark werden die Spieler dann durch die großen Ligen in Europa, vor allem die deutsche Bundesliga. Damit steht Österreich auf einer Stufe mit der Schweiz und Dänemark. Es ist in der Lage, bei einem Turnier Eindruck zu hinterlassen. Man durfte über Österreichs klares Auftreten unter seinem Lehrmeister Ralf Rangnick staunen – auch in dem Spiel, das dann das letzte war.

Das Problem, das sich Österreich in seiner Entwicklung stellt, ist der Übergang in die neue Rolle: vom kratzbürstigen Außenseiter zum Team, das etwas zu verlieren hat. Und so ist es gescheitert an der Türkei, die so ist, wie man selbst einmal war.

Guenter.Klein@ovb.net

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