Krallt er sich bei den Profis fest? Mittelfeldtalent Xaver Kiefersauer (18) im Zweikampf mit Raphael Schifferl. © Sampics / C. Pahnke
Junglöwe mit Biss: Raphael Ott (18). © Sampics
Windischgarsten – Dribbling über rechts, Doppelpass, nur der Torschuss verrutschte leicht. Zwei der jüngsten Löwen sorgten im Test gegen Blau-Weiß Linz (1:1) für die erste sehenswerte Kombination: Rechtsverteidiger Lukas Reich (17) und Raphael Ott (18) – schon in der U 19 hatten sie herausgestochen, Reich mit seiner Dynamik, Ott mit Technik und Zug zum Tor. Auch im weiteren Verlauf der Partie waren es vor allem Reich und Ott, die Fleißkärtchen sammelten. Von den mitgereisten 1860-Fans gab‘s Sonderapplaus – und von Trainer Argirios Giannikis anerkennende Gesten, als die beiden Youngster zur Pause unter die Dusche durften.
Als Ott und Reich gingen, kamen die nächsten Vertreter der weißblauen NLZ-Riege: Moritz Bangerter (19) übernahm eine der Sechser-Positionen, Tim Kloss (20) rückte nach hinten, vorne übernahm ein junger Löwe mit dem sehr passenden Namen Cristian Leone (19). Im Tor durften sich nacheinander Erion Avdija (19) und Miran Qela (17) zeigen. Sean Dulic (19) löste in der 73. Minute Kapitän Jesper Verlaat ab. Und auch auf der Bank saßen noch zwei ganz junge Löwen, die schon in Sulzemoos ihre Feuertaufe bei den Profis hatten: Sechser Xaver Kiefersauer (18) und der etwas offensiver denkende Positionskollege Mike Gevorgyan (19).
Im Umfeld der Löwen ist ja viel von den namhaften Verstärkungen die Rede, die Sportchef Christian Werner zwischen Aue, Elversberg, Haching und St. Gallen eingesammelt hat. In Wahrheit ist es aber der eigene Nachwuchs, der den Windischgarsten-Kader beherrscht. 10:9 steht es für die Ganzjung-Löwen, die nicht nur den Fans Freude machen, sondern auch der Sportlichen Leitung. „Wir haben Jungs, die wir fest oben einplanen und die wir weiter fordern und fördern wollen“, sagte Giannikis nach dem Linz-Test und bezog sich auf „Otti“, „Luki“ und Dulic. Mitgemeint hatte er Kloss und Bangerter, die ja fast schon etabliert sind bei den Profis. Und für das Trio Leone, Gevorgyan und Kiefersauer gilt das, was Sportchef Christian Werner auf Nachfrage unserer Zeitung sagte: „Mal im Trainingslager bei den Profis mitzumachen – das ist auf der einen Seite eine Belohnung für starke Leistungen in der Jugend. Auf der anderen Seite kann jeder junge Spieler wachsen, wenn er mal fürr eine Woche in so einem Umfeld dabei sein kann.“
Geht natürlich nur, wenn man auch den passenden Trainer für so eine Verjüngungskur beschäftigt. Giannikis gilt seit KSC-Tagen als großer Förderer der Jugend. Türken-Star Hakan Calhanoglu (30) soll seine Entdeckung sein. Praktischerweise assistiert ihm neuerdings Ex-Kapitän Stefan Lex, der als „Koordinator Perspektivspieler“ so manchem Talent den Weg zu den Profis geebnet hat. Giannikis hätte nichts dagegen, Lex künftig dauerhaft an der Seite zu haben. Auf die Frage, ob er sich Lex auch in einer Co-Trainer-Rolle vorstellen könnte, wich er aus: „Lexi ist ein 60er-Junge, der Profierfahrung hat. Ich kenne ihn aus Ingolstädter Zeiten und kann seinen Charakter einschätzen. Natürlich sind wir froh um jede Hilfe.“
Ganz nebenbei könnte der wiederentdeckte Jugendkurs auch der Vereinskasse helfen. Jahrelang hatten die Löwen den größten Batzen aus dem mit 2,95 Mio. Euro gefüllten Nachwuchsfördertopf des DFB gefischt, zuletzt den Spitzenplatz aber an die SpVgg Unterhaching abtreten müssen. Wo früher regelmäßig eine halbe Million auf das e.V.-Konto wanderte, waren es zuletzt nur 111 000 Euro. Das könnte sich künftig wieder ändern.
Hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch, wie vorbildlich sich die NLZ-Talente im Trainingslager verhalten. Ballnetze werden geschleppt, Anweisungen brav umgesetzt, lauter Musterschüler. Von wegen arbeitsscheu und verwöhnt. Die Gen Z der Löwen – sie ist nicht nur stark im Kommen, sondern nach allem, was man hört, stehen Ott & Co. auch für eine Generation, die etwas reißen will. ULI KELLNER