Sehr verspielt: Der von Bayern umgarnte Xavi Simons beim „Rabona“. © afp
Joker oder mehr? Doppeltorschütze Malen (l.) jubelte mit dem ebenfalls starken Depay. © IMAGO
Fingerzeig: Gakpo erlöste die Nation und ist nun für die Niederländer die personifizierte Hoffnung. © IMAGO
München – Man wusste am Dienstagabend in München gar nicht, wohin man schauen bzw. hören soll. Denn als die Duschen in der Kabine der Niederlande aus und die Haare gestylt waren, hatte tatsächlich so gut wie jeder etwas zu erzählen. Auf dem Podium stand nach dem 3:0 (1:0) gegen Rumänien Xavi Simons, zwei Meter weiter philosophierte Virgil van Dijk über den Einzug ins Viertelfinale, das am Samstag (21 Uhr) gegen die Türkei in Berlin stattfindet. Aber egal, wer wo in welches Mikrofon sprach, am Ende kam es immer aufs selbe bzw. denselben heraus: Cody Gakpo.
Der „Man of the match“ saß etwas schüchtern auf dem Podium, aber die Lobhymnen von links und rechts erreichten den Liverpooler natürlich trotzdem. In der lautesten – „er ist bisher der wichtigste Mann für uns“ – schwang auch eine große Portion Dankbarkeit mit, denn mit seinem frühen Treffer zum 1:0 (20.) hatte Gakpo die Oranje-Party gestartet und in gewisser Weise auch Koemans Job gerettet. „Ich hoffe, dass alle auf sein Niveau kommen“, sagte der sichtlich erleichterte Koeman, der trotz dürftiger Vorrunde vom ersten Titel seit 1988 träumen darf.
„Wir wissen, wie gut wir sind“, fügte Gakpo an und sprach von einem „Statement“. In der Tat hatte die niederländische Offensive ein regelrechtes Offensivspektakel geboten und hätte noch deutlich höher gewinnen können. Gelingt es, daran gegen die Türkei anzuknüpfen, sollte die Konkurrenz vor Oranje gewarnt sein. Gakpo sieht immer mehr zusammengreifende „Puzzelteile“ in seinem Team, in dem er bitteschön „einfach so weitermachen soll“. Das forderte van Dijk, wohl wissend, was für eine Wucht die niederländische Offensive entwickeln kann, wenn alle an ihr Maximum kommen.
Da ist ja nicht nur Gakpo, der eigentlich aus einem „schlechten Lauf“ mit dem FC Liverpool kommt. Da sind auch der vom FC Bayern umgarnte Xavi Simons („haben eine gute Verbindung“) und Memphis Depay. Während der 21 Jahre alte Simons oft zu verspielt agierte, war der seit Montag vereinslose Depay (30) an nahezu jeder Offensivaktion beteiligt. Zählt man auch noch den Dortmunder Donyell Malen dazu, der sich mit zwei Jokertoren (83./90.+3) für die Startelf empfahl, dürfte die orangene Wucht schwer zu stoppen sein.
Die Türken werden einiges zu analysieren haben. Denn Holland wird bei seinem Plan bleiben. Warum? Ganz einfach. „Wir sind Niederländer und müssen schön spielen“, sagte Koeman. Die Möglichkeiten hat er. H. RAIF, V. TSCHIRPKE