Drei EM-Wochen sind rum, diverse Interviews geführt. Und auch wenn die Themenlage auf der großen Spielwiese namens EURO vielfältig und die Meinungen breit gestreut sind, gab es von Beginn an eine verlässliche Konstante. Ob danach gefragt oder nicht: Nahezu jedes Gespräch endete mit einem positiven Kommentar zur erstmals umgesetzten Anti-Mecker-Regel. Tenor: „Beste Einführung“, „bitte unbedingt auch in der Bundesliga!“ Wo weniger geredet wird, wird mehr gespielt. Und eine Reduzierung von Rudelbildungen tut diesem Sport sowieso gut – und zwar: auf allen Ebenen.
Die unschöne Seite des Fußballs zeigt sich schon bei den Allerkleinsten. Freundschafts-Turnier der Bambinis zur EM-Zeit, Freitagabend, bestes Wetter, super Stimmung, Finale. Zehn 5-6-Jährige rennen dem Ball hinterher, geben alles, als Team – bis diese wunderbare Szenerie jäh zerstört wird. Ein Vater stürmt das Feld, beschimpft den gegnerischen Trainer, nur mit Mühe und im Kollektiv können Handgreiflichkeiten verhindert werden. Zurück bleiben weinende Kinder und viele Fragen. Die dringlichste: Warum?
Beantworten kann sie nur einer, aber das abschreckende Beispiel darf allen ein Denkanstoß sein. Wenn schon auf zig Kinder-Plätzen der Republik lamentiert, geschimpft und gepöbelt wird, ist es kein Wunder, dass Meckerei und Provokation auf der großen Fußball-Bühne Teil des Business ist. Sie mit einer Regel zu unterbinden, ist ein guter Ansatz. Noch besser aber wäre es, sie durch die Vermittlung der richtigen, so wertvollen Werte, die sich im Sport widerspiegeln, gar nicht zum Gegenstand der Branche werden zu lassen. Nur so als Einwurf in dieser wunderbaren EM-Zeit.