Euphorisch: Bernhard Langer am letzten Grün © BMW AG
Eichenried – Es war die Geste, die eigentlich einem Sieger zuteilwird: Martin Kaymer und Marcel Siem gönnten Bernhard Langer diesen letzten Ehrenmoment auf dem 18. Grün. Sie spielten zuerst, beendeten ihre Runde – und überließen dem Grandseigneur des deutschen Golfsports den letzten Putt. Der lieferte ab, versenkte auch den Ball souverän.. „Das war sehr emotional und sehr tief, ich wollte den Ball lochen, um den Fans eine Freude zu bereiten“, erklärte Langer hinterher.
Kurz zuvor hatte er noch einmal alles riskiert. Er brauchte ein Eagle, um den Cut zu schaffen. Also zog er für den zweiten Schlag den Driver aus der Tasche, allein da brandete schon der Jubel auf. Volles Risiko. Wurde nicht belohnt. Der Versuch landete im Wasser. Dennoch: Allein diese Tat zeigte nochmals, aus welchem Holz der 66-Jährige geschnitzt ist. Er gab alles, um das Märchen vielleicht noch wahrzumachen. Doch es reichte nicht. Um zwei Schläge. Womöglich ist das sogar besser für seinen Fuß. Schon während der Runde hatte er im TV-Interview zugegeben, dass die Achillessehne schmerze. „Heute war es viel schlimmer“, räumte er ein. Trotzdem zog er durch – und lieferte großes Golf auf dem über 6700 Meter langen Platz in Eichenried, der für den Routinier schlichtweg um ein gutes Stück zu lang ist. „Ich konnte die Fahnen nicht mehr richtig attackieren, weil sie auch sehr schwierig gesteckt waren.“ Doch er konnte es verschmerzen. Denn es war eine „unheimliche Atmosphäre an der 18, so etwas habe ich noch nie erlebt. Ich freue mich, dass so viele Leute gekommen sind, um mich noch einmal zu sehen.“
Das war eine Geschichte dieses zweiten Turniertags. Freilich schrieb der bei den BMW International Open viele andere, auch wenn Langers Abschied vom europäischen Golf definitiv im Fokus stand. Der Schotte Ewan Ferguson sorgte für Schlagzeilen, war er doch derjenige, der den Eindruck erweckte, als würde er ein eigenes Turnier spielen. „Es ist unglaublich“, betonte er nach der Runde. Ferguson erlaubte sich sogar ein Doppelbogey und spielte die Konkurrenz dennoch an die Wand. Mit 13 unter Par zieht er ins Wochenende ein, hat damit ein solides Polster auf das restliche Feld. Lediglich der Franzose Romain Langasque kam ihm noch nahe (-11).
Die Hoffnungen auf einen Deutschen im Spitzenfeld erfüllten sich dagegen nicht. Matti Schmid (-5) und Jannik de Bruyn (-4) liegen am ehesten in Schlagdistanz, spielen um ein starkes Ergebnis am Sonntag. Schmid haderte ein wenig mit seinem Finish. „Ich habe eigentlich gut gespielt, am Schluss aber zwei Schläge verschenkt.“ Bei de Bruyn blieb der Putter zu kalt, um weiter nach vorne zu kommen. „Es sind viele Bälle richtig knapp daneben gegangen.“ Dennoch hat er die Hoffnung nicht aufgegeben. „Am Wochenende kann schon noch was gehen.“
CHRISTIAN FELLNER
Frühere Startzeiten
Wegen einer Unwetterwarnung wird in Eichenried am Samstag nur vormittags gespielt. Die Golfer sollen gegen 14.30 Uhr fertig sein.